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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0488
stelle, finden sich zerstreut quaderförmig behauene Buntsandsteine, Mörtelreste
und ein ovaler Erdeinbruch, der möglicherweise einen jetzt mit Bauschutt
verfüllten Kellerraum andeutet.

Es ist schwer zu sagen, wie das Bauwerk ausgesehen hat, das hier einmal gestanden
ist. Auf jeden Fall war es eine stark befestigte Anlage, zu deren
Schutz außer dem Halsgraben an der Bergseite auch an den abfallenden Talseiten
umfangreiche Erdbewegungen vorgenommen worden sind. Dabei wurde
ein das Burgplateau umziehender doppelter Wallgraben geschaffen, der
auf zwei übereinanderliegenden Stufen in teilweise noch beträchtlicher Breite
und Tiefe erhalten ist.

Eine Datierung dieser Anlage kann bisher nur auf Grund der oberflächigen
Beschaffenheit vorgenommen werden. Mit Sicherheit handelt es sich um eine
mittelalterliche Burg, was auch die für sie gebräuchliche Bezeichnung
„Schlößle" nahelegt. Darüber hinaus können Aussagen nur sehr behutsam
gemacht werden, wiewohl an der von G. Wein vorgenommenen Einschätzung
als „hochmittelalterlich" und „vor dem 13. Jahrhundert" als Ausgangspunkt
festzuhalten ist1. Dafür sprechen nicht nur ihre bauliche Ausführung wie das
kleinquadrige Mauerwerk, sondern auch die vollkommen fehlenden historischen
Belege, die, wie im Fall der benachbarten Willenburg, eine „frühe"
Burg annehmen lassen.

Möglicherweise findet sich im „Schlößle" die überhaupt älteste Burg des
Schenkenzeller Raumes und dessen frühester politischer Mittelpunkt, das
heißt, daß es einer geschichtlichen Phase angehört, die vor der Erbauung der
Schenkenburg in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts anzusetzen ist. Dieser
Zeitraum ist bisher unerforscht geblieben, obwohl er quellenmäßig erschlossen
werden kann: Als die Schenken von Schenkenzell im Jahre 1244 hier erstmals
aufgetreten sind, müssen sie jene „Celle" vorgefunden haben, nach der
sie sich benannten und die bis heute im Ortsnamen von Schenkenzell erhalten
geblieben ist2. Dieser Zelle, einer offenkundig klösterlichen Niederlassung,
kann eine im Tal der Kleinen Kinzig gelegene „terra beati Galli" zugeordnet
werden, von deren Existenz aus dem frühen 12. Jahrhundert berichtet wird3.
An sie erinnern auch noch die im Vortal haftengebliebenen Flurnamen „Gallenbach
" und „Gallusberg". Es liegt auf der Hand, hier ein Besitztum der
Reichsabtei St. Gallen zu konstatieren, ohne daß dessen Bedeutung genauer
bekannt wäre. Das in nächster Nähe davon gelegene „Schlößle" hätte dann
jedenfalls nicht ohne Beziehung zu einem solchen Klostergut bestanden, sei es
als Sitz eines Ministerialen, eines Lehensträgers oder des die Vogteirechte ausübenden
Adeligen. Diese Fragen können ohne umfangreiche Untersuchungen
nicht geklärt werden, doch bleibt festzuhalten, daß dem „Schlößle" für die
Schenkenzeller Frühgeschichte eine größere Bedeutung zuzukommen scheint,
als seine geringen Spuren heute noch vermuten lassen.

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