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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0491
wobei die Erträge zwischen ihm und seinem Lehensherrn im Verhältnis eins zu
zwei zu teilen waren. Nicht nur daß damit der Silberbergbau im Witticher
Revier schon für das Hochmittelalter erwiesen ist, was bisher entweder unbekannt
war oder bestritten wurde,8 die Burg Wittichenstein kann darüber hinaus
jetzt auch als eine typische „Bergwerksburg" angesprochen und gedeutet
werden. Ähnlich wie etwa die Birchiberg im Revier von St. Ulrich bei Freiburg
oder andere befestigte Anlagen in den Schwarzwälder Bergbaugebieten9 diente
sie ebenfalls als Stützpunkt, von dem aus der Grubenbetrieb organisiert und
geschützt wurde. Die gewonnenen Erze waren an Ort und Stelle zu sichern, für
ihren Abtransport unter Geleit mußte gesorgt werden, so daß es verständlich
ist, wenn zur Wahrnehmung dieser Aufgaben inmitten des Reviers eine solche
Befestigung bestand. Diese diente den damit beauftragten Lehensleuten zugleich
als Wohnsitz, und es sind diese Funktionen, in denen die Burg Wittichenstein
auch schon vor 1312 gesehen werden muß.

Ausdrücklich sagt der damals ausgestellte Revers, daß der Kolbensteiner sie zu
den gleichen Bedingungen verliehen bekam, wie sie schon „her Burcart selige
der schenke" innegehabt hatte. Über ihn, der übrigens der Schwiegersohn des
Johannes Bock gewesen war10, läßt sich die Funktion der Wittichenstein als
Bergwerksburg zunächst mindestens auf das Jahr 1293 zurückführen, in dem
sie erstmals erwähnt worden ist. Wahrscheinlich reichte sie jedoch sehr viel
weiter ins 13. Jahrhundert zurück, in die Jahre vor 1244 nämlich, als die Vorfahren
des Schenken Burkhard ins obere Kinzigtal gekommen waren". Er hatte
diese Burg als Lehensbesitz 1312 an seinen Schwiegervater vererbt12, so wie
sie vermutlich an ihn selber als Familiengut gekommen war.

Damit ordnet sich die Burg Wittichenstein in einen zeitlichen und politischen
Zusammenhang ein, der seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch das
Auftreten der Schenken bestimmt wird, die sich schon 1244 „de Celle" nannten
. Auf sie, denen offenbar die Bergrechte im Gebiet um Schenkenzell verliehen
waren, muß die Erbauung auch dieser Burg zurückgehen, mit der sie das
für sie wertvolle und ergiebige Revier schützten. Während die Burg Schenkenzell
ihnen als repräsentativer Wohnsitz diente und zugleich den Zugang in ihren
Herrschaftsbereich sperrte, war Wittichenstein inmitten der „silberberge"
der den Gruben unmittelbar zugeordnete Stützpunkt. Vielleicht gehört in diesen
Zusammenhang auch die Erbauung des Turmes auf dem „Burgstallfelsen"
zur Kontrolle eines von der Hochfläche des oberen Neckars herunterführenden
Weges13. Man gewinnt den Eindruck umfangreicher Sicherungsmaßnahmen
durch ein ganzes Burgensystem, die zum Schutz und Betrieb eines
derartig wertvollen Wirtschaftsraumes aufgewendet worden sind14. So kann
das „gehelde umbe Witechen" als Beispiel für den mittelalterlichen Grubenbetrieb
im Schwarzwald und seine Sicherung durch Burgenbau gelten.

Die weitere Geschichte von Wittichenstein zeigt jedoch auch, daß Bergbau
keine sichere Existenzgrundlage gewesen ist. Der seit 1293 hier hausende

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