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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0080
sich die Geroldsecker, während das mittlere Kinzigtal unter den beiden Freiburger
Brüdern aufgeteilt wurde: Heinrich, der sich in der Zwischenzeit nach
dem Fürstenberg benannte, erhielt Haslach, Steinach und Biberach36, und
Konrad von Freiburg finden wir 1259 eben als den Herrn von Hausach.

Die aus diesem Jahr überkommene Nachricht berichtet bei genauerer Betrachtung
noch etwas ganz Neues, nämlich von der Existenz einer „Stadt", sowie
einer dort tätigen gräflich-freiburgischen Zollstätte. An ihr scheint sich einiger
Ärger entzündet zu haben, wohl hauptsächlich deshalb, weil eine Zollerhebung
an dieser Stelle bisher nicht üblich gewesen war. Betroffen waren auch
Fuhrwerke des Klosters Alpirsbach, dessen Abt deswegen sogleich in Verhandlungen
mit dem Grafen Konrad eintrat. Das Ergebnis kennen wir: Es ist
die Befreiung von „des Gotteshauses Leuten und Boten" von diesem Zoll, so
daß sie fortan „zollfrei fahren sollen in und durch die Stadt Husen im Kintz-
genthal", gegeben von Graf Konrad von Freiburg im Jahre 125937.

Nach der Kirche und nach der Burg hat sich in dieser Urkunde also das dritte
geschichtliche Element gefunden, aus dem „Husen" besteht, die „Stadt",
deren erste Nennung vor 725 Jahren die Hausacher diesen Sommer also zu
recht gefeiert haben.

Deutlich vor Augen steht uns auch die geschichtliche Abfolge an diesem Ort:
Im 11. Jahrhundert besaßen die Herren von Wolfach hier die Güter und die
Kirche, die sie im 12. Jahrhundert an die Abtei St. Georgen tradierten. Seit
etwa 1220 muß von staufischen Vogteirechten ausgegangen werden, die die
Errichtung der Burg nach sich zogen, und 1246 war es der Graf Konrad von
Freiburg, der „Husen" in seinen Besitz bringen konnte und hier 1259 über
eine „Stadt" verfügte.

Welche der genannten politischen Kräfte kann nun aber für die Entstehung
dieses dritten und letzten Elements, für die Gründung der Stadt, verantwortlich
gemacht werden? Fertige Antworten, um dies gleich zu sagen, kann es auf
diese Frage vorerst nicht geben; dafür ist die Quellenlage zu dünn, und archäologische
Möglichkeiten sind bisher auch nicht in Sicht. Klar ist nur, daß die
Stadt in Bezug auf die Kirche das sekundäre Element darstellt, ebenso wie
auch die Burg. Könnten nicht aber Burg und Stadt sowohl zeitlich als auch
politisch eine Einheit darstellen? Diese Möglichkeit würde die überraschende
Perspektive eröffnen, daß Hausach in die stolze Reihe der königlich-stau-
fischen Stadtgründungen der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts einzureihen
wäre. Eine nochmalige, kritische Sicht der Argumente läßt an dieser, zugegebenermaßen
faszinierenden Deutungsmöglichkeit jedoch erhebliche Zweifel
anmelden: Wirtschaftliche Mittelpunkte des staufischen Reichsterritoriums
im Kinzigtal waren laut Reichssteuerverzeichnis von 1241 Offenburg, Ortenberg
und Haslach38; eine Stadt und die Burg Husen fehlen in dieser Aufstellung
. Letztere war ein militärischer, das Kinzigtal nach Osten abschirmender

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