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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0090
Tracht hat hier noch nicht jenes Bekennerhafte, wie bei Hansjakob und Ganther
. Tracht ist noch nicht das Symbol des bäuerlichen Stolzes und der Selbstbehauptung
, die sich gegen Überfremdung wehrt. Bei Hebel gehört die Tracht
noch zum Bild jener idyllischen, in sich ruhenden Welt, die eine gefällige Naivität
zu sein vermag.

Noch einmal: wir würden Hebel bitter Unrecht tun, wenn wir ihn bei der ausschließlichen
Betrachtung der in seinem Werk faßbaren bäuerlichen Welt, als
einen Dichter der reinen Idylle und eines poetischen Realismus' sehen würden,
der nicht um die Abgründe der Welt und der menschlichen Seele weiß. Tief
vermag er sogar in sie hinabzusteigen, oft findet er bedrückende, ja beängstigende
Bilder. Dann aber stellt er wieder jene bäuerliche Welt dagegen, die aus
sich heraus lebt und den Gesetzen von Werden und Vergehen so nahe ist, daß
sie für Hebel zum Beispiel einer Welt in Religiosität wird.

Neue Freiheit

Als Hebel 1760 geboren wurde, wurde die Kartoffel in ganz Deutschland bekannt
und entwickelte sich zu einem der Hauptnahrungsmittel. Als er neun
Jahre alt war, erfand James Watt die Dampfmaschine. Das Industriezeitalter
bereitete sich vor. 1826, als Hebel starb, wurde in Berlin die erste Gasbeleuchtung
in einer Straße installiert. Er aber hatte 1821 noch ein Gedicht zur Erinnerung
an die Aufhebung der Leibeigenschaft durch den Markgrafen Carl
Friedrich im Jahre 1783 verfaßt. Das sei ein Tag gewesen, ,,wo alles singt/
und jung und alt in Freude springt ..." Eine Freude, an die ,,het niemes
denkt". Was mit ihr einherging und was die neugewonnene Freiheit wiederum
an Beschränkungen, ja Abhängigkeit und Knechtschaft mit sich brachte, das
erfahren wir aus dem Werk Heinrich Hansjakobs, mit dem wir nun ganz nahe
an den Vogtsbauernhof heranrücken.

Heinrich Hansjakob

1837 wurde Heinrich Hansjakob in Haslach als Sohn eines Bäckers und Gastwirts
geboren. Der Lebensweg dieses so kämpferischen, kantigen, widerborstigen
, geachteten, ja vom Volk verehrten katholischen Geistlichen darf als
bekannt vorausgesetzt werden. Er hat in seinem Leben die Entwicklungen,
Wandlungen und Erschütterungen, die das 19. Jahrhundert brachte, miterlebt
und hat die Gefahren gesehen, die dem Bauernstand drohten. Sein Werk ist so
umfangreich und von einer solchen Fülle der Themen, daß es Mühe macht,
mit diesem vorwärtsdrängenden, immer neue Bilder entwerfenden, vielerlei
Stellungnahmen abgebenden, übersprudelnden Geist Schritt zu halten. Schier

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