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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0099
Den Schnaps und den Wein würden die Städter ja gerne trinken, heißt es weiter
, aber für die Bauern hätten sie oft nur Hochmut übrig. Wenn aber der
Städter seine aus Stolz geformte Brille ablegen würde, könnte er den Bauern
richtig sehen:

„Nor lenn 'r 's G'fopp un G'spött'l si.

Un achde d'Bure-n au."

Um diese Achtung des Bauern geht es Ganther in seinen vielen, mit lustigen
Pointen schließenden Gedichten, mit denen er die Welt auf dem Land in vielen
Varianten beschreibt. Wie bei Hansjakob sind auch sie eine Fundgrube, in der
sich Sitten und Bräuche, Gerätschaften und handwerkliche Tätigkeiten finden
, die längst aus unserem Alltag — oft auch auf dem Land — verschwunden
sind. Diese Beschreibungen sind jedoch, so wertvoll sie auch sein mögen, nicht
das Entscheidende. Entscheidend ist das Bild des Bauern, das hier, gleichsam
abschiednehmend, in lebensvoller Frische, aber auch mit mahnend erhobenem
Finger gezeichnet wird.

Die Tracht als Symbol

Hansjakob kämpfte um die Erhaltung der Tracht und war Anreger für die Bildung
von Trachten vereinen. Auch Ganther sieht den Symbolgehalt der
Tracht, in der sich das Bauerntum für ihn verkörpert. Als in dem 1909 erschienenen
Roman „Der Erbe vom Birkenhof" der junge Erbhofbauer seine „altväterliche
" Tracht ablegt, da will er damit zu erkennen geben, daß er sich freimachen
will von Familie und Tradition, daß er eintauchen will in die Verlockungen
der Stadt. Dort jedoch verliert er allen Halt. So geht er wieder zurück
auf das Land, wobei er später auch wieder die Tracht anzieht. Mit ihr
erst ist er heimgekehrt in eine Welt, die ihn zu bergen und zu halten vermag.

„Mit aller Macht trieb es ihn fort. Zur Heimat zog es ihn. Bauer war er, und
Bauer blieb er. Nur die Rinde war von dem fremden Wesen angefressen, der
Stamm nicht", so heißt es von dem wieder der Heimat Zustrebenden. Daheim
wird er sogar zum Hauptmann der Bürgermiliz gewählt, eine Ehre, die wir
auch von Hansjakob schon als bedeutend kennen. In seiner Dankesrede bringt
der Bauer dann das zum Ausdruck, was der Dichter August Ganther seinen
Zeitgenossen sagen wollte und wie er den Bauer sah:

„Mir welle bim Alte bliebe, eifach un b'scheide, ehrlig un
z'friede. An dem, was m'r überkumme henn, welle m'r fescht-
halte, feschthalte am alte G'wand, feschthalte an d'r alte
Sproch, feschthalte am alte Glaube. Diä fini Lütt, wo ins Dal ri
kumme, ins Bad, dia kinne mintwege in Sammet un Side goh;
mir gihn im Burekitt'l . . . dia kinne mintwege Fabrike über Fa-
brike in d' Welt ni stelle; mir bliebe bim Feld- und Waldg'schäft.
Bure sim m'r, un Bure welle m'r bliebe! D'r liab Gott im

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