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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0116
von den tieferen Fundamentgräben des Neubaus erreicht). Dreißig Jahre später
könnte das Kloster auf ein solches Grab zurückgegriffen, es auf Grund der
an Münchweier haftenden Tradition als Landelin-Tumulus identifiziert und
für die neue Wallfahrt zugänglich gemacht haben. Vermutlich hat man damals
auch die Kopfreliquie dem Grab entnommen; so ließe sich der von
Stumpf! betonte Unterschied in der Erhaltung erklären53. Im frühen 17. Jahrhundert
, unter Abt Kaspar Geiger, scheint man die Reste zusammen mit der
Erde, so wie man sie vorfand, erhoben und an Ort und Stelle in den kleinen
Steinsarg umgebettet zu haben, der 1827 aufgedeckt wurde.

4. Ergebnis

Sankt Landelin, einer der nicht seltenen Lokalheiligen der Frühzeit, wäre
wohl den steigenden Ansprüchen späterer Kanonisierungsverfahren nur mit
Mühe gerecht geworden. Ihm die Ehre der Existenz in der Nachfolge Solliers
ganz und gar abzusprechen, geht aber so wenig an, wie von ihr mit Barth ohne
jeden Zweifel überzeugt zu sein. Die Inspektion der Quellen, auch hinzugekommener
Zeugnisse, fügt sich ein in H. Schwarzmaiers Sicht der Frühgeschichte
des Marienklosters Ettenheimmünster und seines neuen Patrons, des
hl. Landelin. Schon im 10. Jahrhundert hat es eine auf Teile des Bistums
Straßburg beschränkte Verehrung des hl. Märtyrers Landelin gegeben, von
dem wir nichts wissen, außer daß er von dem belgischen Bekenner zu unterscheiden
ist und dem Namen nach ein Franke war. Eine ältere, nur noch in
schwachen Resten erhaltene Tradition verknüpfte ihn mit der Erschließung
der Ortenau, besonders mit dem Raum Altdorf/Münchweier; eine sonst nicht
bezeugte Erinnerung an die erste fränkische Mission und Pfarrorganisation
(Altdorf) mag sich darin niedergeschlagen haben. Mit den Anfängen des
Straßburger Bistumsklosters Ettenheimmünster ist der Heilige kaum zusammenzubringen
. Um sich von Straßburg zu emanzipieren und sich einen neuen
Patron zu schaffen54, eignete ihn sich das Kloster im 12. Jahrhundert an,
formte seine ältere Tradition auf sich um und schuf mit der Vita die in Einzelzügen
später noch ausgebaute Landelin-Legende. Eine zeitweise stark besuchte
Wallfahrt entstand. Schon früh verfügen die Mönche über die Kopfreliquie
und führen sie z.B. bei Bettelgängen ins Elsaß mit. Sie entstammt vielleicht,
wie die Gebeine in dem fortan in der Münchweirer Kirche verehrten Grab,
einem merowingischen kleinen Grabfeld unter der Kirche.

Die Vorlagen für die Illustrationen stellte der Historische Verein Euenheim zur Verfügung.

Literatur und Anmerkungen:

1 Die von Joseph van der Straeten SJ (La Vie de S. Landelin, ermite et martyr au pays de Bade.
In: Analecta Bollandiana 73, Brüssel 1955, S. 66—118) eingeleitete und edierte „Vita et passio

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