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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0138
Will sein Art

Anfahen zu mehren /

In Ehlichen Ehren

O treffliche Gräfliche Thaten!

Das komet vom Herren / drum muß es gerathen:

Drum singet und springet das gantze Land so /

Und ruffet von Hertzen: des sind wir je froh4!"

Der durch dieses Fest gefeierte Graf Johann Reinhard II. ist als fürsorglicher
Landesvater in die Hanauische Geschichte eingegangen, obgleich er doch nur
von 1652 bis zu seinem Tod 1666 regierte. Die Geschichtsschreiber, die sich
mit ihm befaßten, bezeichneten ihn immer wieder als einen „Wohltäter des
Landes". Er betrieb mit erstaunlicher Energie und Umsicht nach dem Dreißigjährigen
Krieg den Wiederaufbau der Kirchen und Rathäuser, die Ansied-
lung von Fremden auf den zerstörten verlassenen Höfen der rund vierzig Ortschaften
seiner Herrschaft. Soweit es in seiner Macht lag — er hatte nicht die
volle Souveränität über sein Land, die hatte sein älterer Bruder in Hanau am
Main — baute er zügig eine neue Verwaltungsorganisation auf, setzte Pfarrer
und Schulmeister ins Amt, so daß ein Jahrzehnt nach Kriegsende die beiden
Amtsbezirke Lichtenau und Willstätt ein Ländchen bildeten, das als Muster
eines gelungenen Wiederaufbaus gelten konnte. Es gab schon Grund, besonders
für die Pfarrer, denen er viel Aufmerksamkeit schenkte, Loblieder
anzustimmen5.

Johann Reinhard II. muß sich wohltuend von seinen mitregierenden Brüdern,
der eine in Hanau, der andere in Buchsweiler im Elsaß, abgehoben haben. Im
Grunde treten aber auch bei ihm deutlich die zeittypischen Neigungen zu unangemessener
Repräsentation des Hofes und zu rücksichtsloser Ausschöpfung
der Finanzkraft seiner Untertanen hervor. In der ab 1650 neu erbauten Residenz
Bischofsheim am Hohen Steg (Rheinbischofsheim) wimmelte es von
Kammerdienern und Barbieren, von Küchenmeistern und Zuckerbäckern,
von Kutschern und Reitknechten, Kammermägden und Beschließerinnen. Der
Landesherr gefiel sich in der Rolle des Befehlshabers über eine kleine stehende
Truppe, die aus einer Reiterkompanie, einer Leibgarde zu Fuß und einem
Musikchor bestand. Aus erhaltenen Rechnungen weiß man, daß seine Kavallerie
bei Festen und Empfängen auf Schabracken saß und die Trommler des
Musikchors in roten Uniformröcken daherkamen. Wenn es galt, vor fremden
Potentaten sich zu zeigen, dann zog Johann Reinhard zur stehenden Truppe
noch den bewaffneten ,Bürgerausschuß' mit rund zweihundertfünfzig Mann
hinzu, von denen ein Teil beritten war. Diese Militärliebhaberei, auch der
Ausbau der Wälle und Befestigungen von Bischofsheim, von Willstätt und
Lichtenau, nehmen sich bescheiden aus gegenüber dem, was Graf Friedrich
Casimir in Hanau am Main zur gleichen Zeit für seine Machtentfaltung
brauchte. Und doch war es zu viel für die Bevölkerung in den beiden Ämtern
Willstätt und Lichtenau, die, selbst nach der Wiederbesiedlung, etwa um

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