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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0142
(1633—1675) aus Kork und Joachim Georg Gerhardt (1636—1675) aus Sand,
sich hinter Quirin Moscherosch stellen mußten. Die Beiträge von zwei Pfarramtsaspiranten
wurden allerdings zu Recht gegen Ende eingerückt. Es sind
dies Johann Jakob Juze (1636—1709), der Diakon in Rheinbischofsheim war,
und Georg Wilhelm Spener (1643—1708), ein Bruder von Philipp Jakob Spe-
ner, dem Begründer des Pietismus. Georg Wilhelm Spener unterzeichnete sein
Gedicht, ohne ein Amt anzugeben. Er war dem Hof als „Informator", also
als Hauslehrer, zugeordnet. Die beiden stehen als junge Anwärter zurück.
Den Schluß der Reihe bildeten zwei Weltleute, Johann Friedrich Kauffmann
und ein gewisser Jonas ä Vessenheim. Es dürfte sich um Hofbedienstete handeln
.

Mit jedem der drei Trauergedichte, die Quirin Moscherosch einbrachte, wandte
er sich an eine andersartige Zuhörer- und Leserschaft und demonstrierte
durch solche Flexibilität die Reichweite seiner poetischen Fähigkeiten. Die
fünfzehn deutschen Strophen in der leicht eingängigen Form der Ode mit
sechs Versen waren den Zuhörern vom Kirchenlied her vertraut. Sie entsprachen
dem, was man als humanistisch Ungebildeter, was ein Hofbediensteter
oder ein Ackerbürger in Rheinbischofsheim von einem Dorfpfarrer erwarteten
. Auch die meisten der andern Beiträger hielten sich an diese wenig anspruchsvolle
Form. Wie es den Kunstregeln für Trauergedichte entsprach —
sie waren von Martin Opitz und anderen Lehrern der Poetik immer wieder
formuliert worden — verstärkte Quirin Moscherosch in seinen Strophen zunächst
die Emotionen der Trauer und das Bewußtsein des Verlusts, um den
Angehörigen Mitgefühl zu bezeugen. Dann besänftigte er die Affekte und
suchte aus biblischen Gründen zu trösten. Als einziger unter allen Verfassern
von Gedichten bei dieser Gelegenheit wandte er sich in seinem Gedicht an die
Landesherrin selbst. Auch das dürfte ein Indiz für seine herausgehobene
Funktion sein. Hier sein Gedicht (gekürzt)10:

„Ezech. 24. vers. 16.

Siehe! Ich will dir deine Augen Lust nehmen / 4
durch eine Plage.

Was heut des Menschen Aug ergezzet /
Kan morgen werden Hertzenleyd:
Was man so trefflich hoch geschezzet /
Daurt selten eine lange zeit:
Das zeiget jener Kürbis Pracht /
Den der Profet so hoch geacht".

2.

Ein Wurm wurd über Nacht erschaffen /
Der Jonas schatten reiche Hütt
Bey früher Sonnen weg must raffen /
In seiner besten Wachsthumbs blüth /
Und des Profeten grosse Freud
Verkehren in noch grössers Leid.

Ein gleiches Unglükk mußt erleben

An seinem süssen Augen-Lust

Der Jakob / den Ihm hat gegeben /

Die Rahel / eh sie sterben must:

Ihr stätigs Ehlich-freundlich-seyn

Bracht Ihm hernach nur grössre Pein12.

5.

Ein gleiches Leid und Thränen-Schmertzen
Herr Ober-Ambtmann treffen Euch /
Sie tringen hart zu Eurem Herzen /
Und machen Euch von Trauren bleich /
Weil Eurer Augen Freuden-Lust
Leidmüthig von Euch scheiden must.

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