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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0154
den Aufträgen nach, bis sie eine feste Bleibe, Familie, Bürgerrecht oder eine
Hofkünstleranstellung fanden. Die Empfehlung aus gemeinsamer Arbeit mit
anderen Künstlern spielte offenbar eine sehr große Rolle.

Johann Pfunner war wohl der meistbeschäftigte Maler des mittleren 18. Jahrhunderts
am Oberrhein. Er wurde um 1713—16 in Schwaz in Tirol geboren,
lernte vielleicht in Freiburg bei Franz Bernhard Altenburger und in Straßburg.
Auch er erhielt Aufträge sowohl für Altarbilder als auch für Deckengemälde,
die er wie Gambs in Ölmalerei ausführte. 1756 erhielt er den Auftrag für die
Pfarrkirche in Niederschopfheim; dabei kopiert er das Himmelfahrtsbild des
Benedikt Gambs aus dem Jahre 1745 in der Pfarrkirche von Riegel. Interessant
ist bei Pfunner, daß er in Niederschopfheim und Hofweier — ebenso wie
Altenburger, der vielleicht sein Lehrer war, vorher in Waldkirch — nicht Bilder
in eine stuckierte Decke setzt, sondern den „Stuck" in der ganzen Kirche
durch Malerei imitiert. Diese Art des gemalten Stucks war besonders in seiner
Heimat, dem Inntal, häufig. Durch Altenburger und ihn kam diese Art der
Dekoration vielleicht an den Oberrhein. Daß es gemalten, rot und grau gefärbten
„Stuck" bei gleichzeitigen Kirchen gab, läßt sicher die Vermutung zu,
auch der Stuck in Appenweier sei ursprünglich farbig gefaßt gewesen.

Für die Seitenaltarbilder in Appenweier schließlich wurde wieder ein Rastatter
Hofmaler verpflichtet, Heinrich Lihl, der dafür 80 Gulden erhielt. Den Auftrag
für die neue Orgel bekam Anton Albrecht aus Offenburg um 500 Gulden.
Von Albrecht stammt auch die in den Jahren 1752/53 errichtete große Doppelorgel
in St. Martin in Gengenbach.

Daß mit den Gehältern an die Künstler keineswegs die gesamten Kosten für
die künstlerische Ausstattung erfaßt sind, geht aus den erhaltenen Rechnungsbelegen
für die Kirche in Appenweier deutlich hervor.

Die Künstler hatten freie Kost und Wohnung; allein das Kostgeld im Gasthaus
betrug für die Zeit der Erbauung der Kirche 490 Gulden. Dazu kamen Reise-
und Transportkosten. Hilfskräfte wurden von der Gemeinde beschäftigt. Die
Rechnungen geben einen guten Einblick in die Art solcher Hilfstätigkeiten. Es
mußte Gips geklopft werden, ein Müller mahlte den Gips. Es gibt Rechnungen
für das Firnissieden und das Mahlen und Reiben von Farben. Auch ein Unfall
ist bezeugt: Ein Bürger hat sich beim Frondienst für den Kirchenbau beschädigt
; der Barbier hat ihn behandelt.

Neben den Rechnungen für den Einkauf von Gold für die Vergoldungen haben
sich auch diejenigen für den Einkauf von Farben erhalten. Sicher wäre es
möglich, aus Art und Menge der eingekauften Farben genauere Rückschlüsse
auf die ursprüngliche Technik der Malerei in der Kirche zu ziehen. Leider sind
die Bezeichnungen des 18. Jahrhunderts nicht immer leicht zu deuten. Genannt
werden Bleiweiß und Kienruß, englische Erde, Minium, also Mennige,
Nürnberger Rot und Ziegelrot. Dazu extra feine Schmälten, also Smalte, eine

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