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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0155
hellblaue Farbe, und Silberglätte, wobei offen bleiben muß, ob diese nur als
Sikkativ für den Ölfirnis dienen sollte. Öl wird in großen Mengen angeliefert.
Es wird ganz eindeutig auch beim Außenanstrich, der ja wohl in Kalk erfolgte,
verwendet. Eine merkwürdige Farbangabe ist ebenfalls den Rechnungen zu
entnehmen: Der Knopf auf dem Kirchturm war vergoldet, das Kreuz aber
grün angestrichen.

2. Die Restaurierungen

Im Jahre 1980 fiel ein großes Putzstück von der Decke des Langhauses herab.
Die nach einer danach durchgeführten Untersuchung notwendige Sicherung
von großen Teilen der Langhausdecke war der Ausgangspunkt der letzten Restaurierung
der Kirche.

Drei vorangegangene Renovierungen lassen sich durch alte Fotografien, zum
Teil auch durch Akten, nachweisen.

Vergleicht man die Renovierungsphasen mit anderen Barockkirchen der Or-
tenau, so läßt sich eine große Gemeinsamkeit feststellen. In der Regel fand eine
erste Anpassung an den Zeitgeschmack am Anfang des 19. Jahrhunderts
statt. Die Kirchen, deren differenzierte Farbigkeit nicht mehr gefiel, wurden
geweißelt. Eine Gruppe italienischer Weißbinder bekam damals Auftrag nach
Auftrag. Für Appenweier läßt sich diese Weißfassung allerdings nicht aktenkundig
machen, aber durch den Freilegungsbefund vermuten.

Die zweite Periode einer „Renovierung", also eines Neugestaltens der Kirchen
im Zeitgeschmack, fällt in das Ende des vorigen Jahrhunderts. Für diese Renovierung
gibt es in Appenweier Belege durch alte Fotos, von denen eines in
Ginters Schrift von 1920 veröffentlicht wurde. Die Art der wiederum bei fast
allen Barockkirchen der Ortenau anzutreffenden Renovierungswelle läßt sich
annähernd mit dem Begriff „Neurokoko" überschreiben. Die Kirchen wurden
zwar farbig, aber vereinheitlichend in dicht beieinanderliegenden, relativ
dunklen Tönen gefaßt. Alle leeren Flächen wurden mit Ornamenten gefüllt.
Die offenbar als unangemessen empfundene helle Farbigkeit des Rokoko wurde
auch an den Altären unter einer dunkleren Neumarmorierung oder wenigstens
unter Firnisüberzügen zurückgedrängt. Großflächige Vergoldungen
wurden in der Regel überstrichen und durch das sogenannte „Aufblitzen" mit
Gold auf den höchsten Erhebungen der Stuckverzierungen ersetzt. Neue Figuren
im Zeitgeschmack lenkten von den oft als zu bunt oder zu drastisch in ihrer
Darstellung empfundenen Altarbildern ab. Solche Umdeutungen von Rokokokirchen
in den Geschmack des späten 19. Jahrhunderts sind kaum noch
erhalten geblieben. Sie lassen sich bei Freilegungen aber fast regelmäßig unter
den Farben der nächsten Renovierung finden. Aus dem Abstand von etwa einem
Jahrhundert können wir heute feststellen, daß die Farbstimmung der Kirchen
offenbar genau derjenigen entsprach, die auch in neugebauten Kirchen

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