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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0198
des Gemeinheiten Edikts als Städte organisiert zu werden. Nicht angegeben
ist, von wem die Anregung ausgegangen ist und was sie als Ziel hat. Sicherlich
stellt das Vorhaben eine Aufwertung der Landvogtei dar, die den südlichen
vom nördlichen Landesteil des Großherzogtums trennt. Darauf antwortete
das Obervogteiamt am 27. 5. 1808, Achern sei der ansehnlichste Ort und einzige
Marktflecken der ehemaligen Landvogtei, der dafür in Frage käme. Es zähle
gegenwärtig 1327 Seelen, 311 Familien und 271 Häuser. Sämtliche Berufe (Pro-
fessionisten) seien vorhanden. Jede Woche wird ein Markt, jedes Jahr zweimal
ein Jahrmarkt abgehalten. Der Ort verfüge über ansehnliche Gebäude.
8 Mahlmühlen seien vorhanden. In einer fruchtbaren Gegend gelegen am Ausgang
des Acher- und des Sasbachtales, sei Achern der wirtschaftliche Mittelpunkt
des Gebietes. Durch die jüngste Landesorganisation sei der Ort Sitz
eines Oberamtes, einer Forstinspektion und eines Physikates (Amt eines Kreisarztes
) geworden. Der Bericht weist außerdem darauf hin, daß die wirtschaftliche
Bedeutung durch den Bau eines Frucht- oder Hanfhauses sowie die Einrichtung
eines Viehmarktes gefördert werden könne, der es allerdings schwer
haben werde gegenüber dem alteingeführten Bühler Frucht- und Viehmarkt.
Aus all dem ergebe es sich für das Obervogteiamt, daß außer Achern kein Ort
in der ehemaligen Landvogtei auch nur einigen Anspruch auf den Rang einer
Provinzialstadt machen könne. Allerdings sei der Ort infolge der vergangenen
Kriege stark verschuldet.

Nun darf nicht die Meinung entstehen, das Obervogteiamt Achern wolle dem
Ort um jeden Preis zu seiner neuen Ehre verhelfen. Achern hatte damals
schon für die Gegend eine gewisse Bedeutung. Seit Jahrhunderten war es der
Sitz des Gerichtes Achern, dem neben (Nieder-)Achern auch Oberachern,
Fautenbach, Önsbach, Gamshurst und Fernach bei Oberkirch zugehörten,
ebenso das Aftergericht Ottersweier mit Lauf samt seinen vielen Zinken3. Es
war das größte unter den 4 Gerichten der Landvogtei, wobei allerdings zu den
übrigen 3 (Ortenberg, Appenweier und Griesheim) keine Landverbindung bestand
. Vermutlich seit dem 15. Jahrhundert wurden hier ein Wochenmarkt,
außerdem zwei Jahrmärkte abgehalten. Die Straße, die den Ort durchzog, war
in bestem Zustand und von der ,,Laube" bis zur Vogtei gepflastert. Ein
Feuergraben durchzog den Ort, um Löschwasser im Falle eines Brandes zu
haben. In Anerkennung der beiden letzteren Maßnahmen und in der Absicht,
die Straßen auch weiterhin in gutem Zustand zu erhalten, gewährte Erzherzog
Ferdinand, der damalige Landesherr von Tirol und Vorderösterreich, 1569
Achern das Recht4, von jedem Fahrzeug, das durch den Ort fuhr, eine Abgabe
zu erheben. Sie betrug für einen „Karen" (zweirädriger Wagen) 1 Pfennig, für
einen mehrrädrigen Wagen 1 Kreuzer. Der Betrag wurde von einer ständigen
Wache in einem Anbau an der Nikolauskapelle bis ins 19. Jahrhundert eingezogen
. Die Hälfte des eingenommenen Betrages mußte allerdings an die Herrschaft
abgeführt werden, die der Gemeinde jedoch keinen Zuschuß zum
Unterhalt der Straßen und Brücken gewährte.

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