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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0229
der nationalen Einheit hingegen zweitrangig. Wirth habe zwar ,leise die nationale
Fahne gegen Frankreich erhoben', doch hätten die Ideen der .Verbrüderung
' der .vereinigten Staaten von Europa' und des .friedlichen Zusammenlebens
der Völker' sowie der Kampf gegen .nationale Schranken, Völkerhaß
und Völkerkrieg' unleugbar dominiert9."

Die in der politischen Tradition von 1848/49 lebenden Demokraten konnten
sich zunächst mit der durch den Krieg erzwungenen Gründung des preußischdeutschen
Reiches nicht befreunden, zumal sie Gewährung jener bürgerlichen
Freiheitsrechte vermißten, für deren Durchsetzung damals so große Opfer gebracht
worden waren. Als die Frankfurter Demokraten eine Gedenkfeier zum
25. Jahrestag der Eröffnung der Vorparlamentes erwogen, gab es im Grunde
mehr resignierende als kämpferische Überlegungen:

„Das deutsche Volk stand noch unter dem Eindruck des großes Sieges über Frankreich und der
Gründung des deutschen Kaiserreichs, in der gar viele das Ziel ihrer politischen Bestrebungen erblickten
. Daß damit auch das Ziel der preußischen militaristisch-junkerlich-bureaukratischen Politik
erreicht und der freiheitlichen Entwicklung Deutschlands ein starker Riegel vorgeschoben
war, das sahen die Massen nicht; sie schwenkten mit dem Nationalliberalismus in das Lager Bismarcks
ein. Was konnte unter diesen Umständen eine demokratische Feier wirken und durfte sie
auf rege Teilnahme rechnen10?"

Um den Männern, die in Frankfurt und draußen im Reich der alten Fahne
treugeblieben waren, die Gelegenheit zu einer Zusammenkunft in bescheidenem
Rahmen zu bieten, um die Ideen von 1848 aufzufrischen und die Hoffnung
auf bessere Zeiten aufrecht zu erhalten, entschloß man sich zu einer Feier
am 30. März 1873 im großen Saal des Saalbaus. Es war der Tag, an dem
1848 über 500 Männer in die Frankfurter Paulskirche eingezogen waren, die
aber die politischen Erwartungen nicht erfüllten: „Als das Parlament seine
Arbeiten beendet hatte, gab es keine Revolution und keine Nation mehr."
Schon das Vorparlament hatte der Revolution das Todesurteil gesprochen.
Der Festausschuß, in den auch Otto Hörth gewählt worden war, leistete gute
Arbeit: bei der akademischen Nachmittagsveranstaltung war der Saal vollbesetzt
; aus Baden waren die Abgeordneten Eichelsdörfer und Prof. Krebs gekommen
und aus Stuttgart führende Volksparteiler wie Karl Mayer, Julius
Haußmann, Ludwig Pfau und Friedrich Payer.

Dichter der Freiheit:

,, Wir wollen Gold, das Gold der Freiheit haben!"

Rauschenden Beifall fand ein von Hörth verfaßter Prolog, in dem er zum
Schluß zur Erringung der Freiheit aufrief:

Denn noch ist, was die Alten einst empor
Zum Kampfe trieb, nicht alles schon errungen;
Noch ist, in der Triumphe vollem Chor,
Der Siegesruf der Freiheit nicht erklungen;

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