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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0243
lernt. Die Kreise, die ihn als .halben Ketzer' ansahen und haßten, werden allmählich
einsehen, daß Hansjakob für die katholische Kirche unendlich mehr getan hat als mancher
hitziger Eiferer und daß er im ersten Range bei jenen wenigen Schriftstellern steht,
die über die engen konfessionellen Schranken hinaus sich allgemeine Achtung und Anerkennung
errungen haben. Noch vor zehn Jahren hat der katholische Literaturhistoriker
Karl Muth geschrieben, Hansjakob gehöre kaum zur Literatur; er habe einige Abstecher
in das Gebiet der Novellistik gemacht, aber keines seines derartigen Werkes
komme über die Skizze hinaus; da aber immerhin Eigenart darin sei, glaube er ihn
wenigstens erwähnen zu müssen. Vielleicht findet Herr Muth jetzt den seinem Namen
entsprechenden Entschluß, Hansjakob ohne verkleinernde Einschränkung zur Literatur
zu rechnen."

Hörth hat Hansjakob mehr Gerechtigkeit angedeihen lassen, als man aus seiner
inneren Haltung Theologen gegenüber vermuten konnte. Im September
1920 bot ihm der altkatholische Pfarrer Kreusch aus Offenburg für die Zeitung
einen Roman an, der in der Revolutionszeit von 1848/49 spielte. Da er
sich auf Adolf Geck berief, wandte sich Hörth um Auskunft an diesen: „Der
Stoff wäre geeignet zu einem Zeitroman und würde gerade jetzt Interesse erregen
, aber nur ein wirklicher Schriftsteller könnte den Roman schreiben;
Dilettanten-Arbeit würde der demokratischen Sache mehr schaden als
nützen." Hörth bedankte sich am 16.9. für die erhaltenen Auskünfte: „Ich
habe zwar ein starkes Mißtrauen gegen die Theologen, besonders die alten; sie
haben, gleich den Offizieren, ein Scheuleder an, das sie zwingt, nur in einer
Richtung zu sehen. Nietzsche hat ganz richtig gesagt:" Wer einmal Theologenblut
in sich hat, der steht zu allen Dingen schief35!. Ich habe das Glück gehabt
, daß ich noch rechtzeitig herausgekommen bin, so daß ich mir den freien
kritischen Blick nach allen Seiten bewahren konnte. Aber keine Regel ohne
Ausnahme; vielleicht ist der altkatholische Pfarrer eine solche."

Es fällt auf, daß in diesem Nachruf nichts von dem zur Sprache kommt, was
Hansjakob zu den sozialen und politischen Problemen geäußert hat, wie das
auch in dem von ihm erwähnten Artikel zum 70. Geburtstag Hansjakobs
schon der Fall war — soweit wir ihn jedenfalls aus der Wiedergabe im „alt Of-
feburger" vom 25.8. 1907 kennen. Kein Wort auch über die letzte Schrift
Hansjakobs: „Zwiegespräche über den Weltkrieg" oder ein Hinweis auf eine
evtl. stattgefundene Besprechung in der „Frankfurter Zeitung." Sie war noch
zu Lebzeiten Hansjakobs erschienen und von ihm an seine Bekannten verschickt
worden; in ihr brandmarkte er den Großkapitalismus Englands als Urheber
des schrecklichen Krieges und schrieb ganz im Stile der damaligen Propaganda
: „Im gegenwärtigen Krieg haben die Habgier der Engländer, der
Neid der Russen, die Rachsucht der Franzosen und die Käuflichkeit italienischer
Hetzer die Völker am Pflug und in der Werkstätte mit allen möglichen
Mitteln in den Krieg getrieben, dessen meistes Blut das arme Volk liefert und
dessen Hauptziel der Niederwerfung Deutschlands gilt34."

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