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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0246
der Nachwelt nützlicher gemacht habe als mancher sogenannte Dichter. Hätte
er dies so überzeugt niederschreiben können, wenn er wirklich der Verfasser
des politisch so brisanten Gedichts gewesen wäre, das dann 1919 „zum ersten-
und einzigen Mal in Deutschland" erschien, zu einer Zeit also, da die Fürstenthrone
zusammengebrochen waren? Hörth hat sich nie als Verfasser bekannt
und nichts stand dem nach der Revolution von 1918 im Wege; weder
findet sich in seinem Brief v. 17. 11. 1919 an seinen Freund Geck etwas darüber
(unterzeichnet mit: „Mit herzlichem Gruße Ihr alter Otto Hörth), also im
Jahr der Frankfurter Ausgabe, noch in einem späteren vom 10.9. 1920 mit der
betonten Unterschrift: „Mit demokratischem Gruße." Daß Hörth in dem
wiedergegebenen Brief vom 2. 8. 28 mit seinem Rückblick auf das literarische
Schaffen zwar von seinen Dialektgedichten, aber nicht vom „Wintermärchen"
spricht, vermag meinen Zweifel nur verstärken, zumal Hörth noch im hohen
Alter über ein recht gutes Gedächtnis verfügte.

Adolf Geck, der seinem Freunde jahrzehntelang den „Alt Offeburger" zukommen
ließ, nahm auch jede Gelegenheit wahr, die Erinnerung an jenen zu
bewahren. Als der Altkanzler Friedrich Payer in Stuttgart starb, erwähnte er
bei dieser Gelegenheit in der Ausgabe vom 18.7.31, daß der Verstorbene „neben
Otto Hörth zu den ältesten Veteranen der ehemaligen Demokratischen
Volkspartei" gehörte. Im Hinblick auf die vom 30. 7. bis 2. 8. stattfindende
Jubiläumsfeier des Offenburger Gymnasiums fügte er noch hinzu: „Unser
ehemaliger Pennäler Otto Hörth lebt noch in Berlin bei seinem Sohn und gehört
zu den Semesterältesten unter den lebenden ,Klosterschülern' vom Kapuzinerwinkel
." Zum Auftakt des Festes widmete er am 1.8. Otto Hörth fast die
ganze Titelseite, indem er an die „Erinnerungen eines ehemaligen Offenburger
Studenten" anknüpfte. Er wies auf die kurzen Biographien Hörths der damaligen
Professoren hin und vermerkte, daß die dem Zeichenlehrer Jüllig gewidmete
Skizze nicht veröffentlicht worden sei. Erstaunlicherweise schenkt
Hörth, der im November 89 Jahre alt wird, diesem Detail in seinem Brief vom
9.8. 1931 an Geck besondere Beachtung: „Daß Sie meine Erinnerungen an die
Offenburger Studentenzeit ausgegraben haben, hat mich sehr gefreut. Bei diesem
Anlaß muß ich Ihnen doch sagen, daß ich schon lange den Verdacht habe,
daß ich nicht im Besitze der vollständigen Erinnerungen bin. Ich habe die
Nummern I bis VIII, aber ich glaube, ich habe noch mehr geschrieben." Dabei
hatte er diesen Zeichenlehrer im Auge: „Sie haben damals den Absatz
nicht gedruckt, weil er zu derb und persönlich war und weil der Zeichenlehrer
Jüllig noch am Leben war. Sie haben das Manuskript natürlich nicht mehr,
das ist schade. Die Sachen lesen sich heute so frisch, und ich wäre beinahe versucht
, sie nebst anderen Erinnerungen (ich habe solche aus Achern, aus
Frankfurt und aus Schwaben) herauszugeben, wenn ich nicht so alt wäre, daß
ich die Arbeit mir nicht mehr zutraue. Und da dürfte das Stück von Jüllig
natürlich nicht fehlen; es aus dem Gedächtnis zu ergänzen, ist mir heute unmöglich
." Als Geck in seinem Blatt am 26.11. 1932 Hörth zum Neunzigsten

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