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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0256
Kurz vor dem Eintreffen der französischen Truppen am 22. April 1945 kam es
in der Nähe von Triberg (die Stadt wurde am 24. April besetzt) zu einem ähnlichen
Verbrechen: 46 russische Kriegsgefangene wurden dort erschossen, nachdem
sie zuvor noch ihr eigenes Grab hatten schaufeln müssen35.

Die schlimmsten Exzesse der NS-Gewaltherrschaft im Kinzigtal ereigneten
sich 1944/45 jedoch in den beiden Haslacher Konzentrationslagern.

Die beiden Haslacher Konzentrationslager

74 Konzentrationslager gab es von 1933—1945 allein auf dem Gebiet des heutigen
Bundeslandes Baden-Württemberg36, auf dem Gebiet des heutigen Orte-
naukreises nur zwei, beide auf Haslacher Gemarkung.

Ihre Entstehungsgeschichte fiel in die Endphase des Zweiten Weltkrieges. Im
Sommer 1944 wurden die Luftangriffe der Alliierten auf deutsche Industrieanlagen
und Rüstungsbetriebe immer heftiger. Damals plante man, in die tiefen
Stollen der Hartsteinwerke „Vulkan" am Urenkopf in Haslach einen
Rüstungsbetrieb bombensicher zu verlagern37. Aus diesem Grunde wurde das
Vulkangelände vom Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion
beschlagnahmt38. Zunächst sollten die Stollen für die Mannesmann-Werke
hergerichtet werden, welche dort Teile von V-Waffen herstellen wollten39.
Auch die Messerschmidt-Flugzeugwerke zeigten für die mächtigen Stollen
Interesse40. Schließlich verfügte das Rüstungsamt in Berlin, daß die gewaltigen
Stollen, die zum Teil eine Länge von 400 Metern erreichten, für einen Fertigungsbetrieb
der Daimler-Benz-Werke (Gaggenau) ausgebaut werden sollten41.

Zur raschen Ausführung der Bauarbeiten wurden den beiden Baufirmen, die
die Stollen zu unterirdischen Fabrikationsstätten ausbauen sollten, KZ-Häftlinge
zur Verfügung gestellt42. Das Projekt trug den Tarnnamen „Barbe" und
wurde von der Organisation Todt geleitet43. Im August 1944 wurde in einem
großen Wehrmachtslagerschuppen in der Nähe des Haslacher Sportplatzes
von der SS ein Konzentrationslager eingerichtet, das als Außenkommando
dem KZ Natzweiler (Elsaß) unterstellt war44. Durchschnittlich 600—700 Häftlinge45
aus den Konzentrationslagern Struthof-Natzweiler und Dachau46 waren
dort auf engstem Raum zusammengepfercht. Es waren vorwiegend französische
Widerstandskämpfer, aber auch Deutsche, Belgier, Luxemburger, Polen
und Russen. Das KZ „Kinzigdamm", wie das Lager beim Haslacher Sportplatz
genannt wurde, war mit Stacheldraht umgeben und wurde von 30 SS-
Männern streng bewacht. Die KZ-Häftlinge wurden unter Anleitung der
Organisation Todt beim Ausbau der Vulkan-Stollen beschäftigt. Bis zu zwölf
Stunden am Tag mußten sie in den eiskalten unterirdischen Stollen arbeiten.
Dürftige Nahrung und Kleidung, schlechte Behandlung und das Fehlen von
Medikamenten ließen Krankheiten, wie Ruhr, Typhus und Tuberkulose, im

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