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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0264
am Abend widerrufen87. Der Volkssturmführer, der SA-Führer und der NS-
Ortsgruppenleiter von Haslach hatten die Stadt bereits verlassen und sich in
Sicherheit gebracht88. Am 20. April verließ auch das Rückzugkommando der
Wehrmacht, das im Gasthaus ,.Ochsen" untergebracht war, die Stadt89. An
eine Verteidigung von Haslach dachte man nicht mehr. Als die Franzosen in
Steinach waren, begann ein schweres Artillerieduell über Haslach. Deutsche
Artillerie war im Bärenbach in Mühlenbach und in Eschau in Fischerbach aufgestellt
. Die Geschütze der Franzosen standen zunächst in Steinach, schließlich
am Strickerwald, an der Sommerhalde und am Schänzle in Haslach. Den
Franzosen gelang es, die deutschen Geschütze in Mühlenbach auszuschalten.
Deutsche Granaten zerstörten, kurz bevor die Franzosen Haslach besetzten,
die Senffabrik Schaettgen, die Ziegelei Bührer und das Haus Kern in der Mühlenbacher
Straße90.

Gegen Mittag des 21. April 1945 rückten die Soldaten der 9. Coloniale-Infan-
terie-Division, Panzer, Infanterie, Truppen zu Pferd, Maultierreiter, letztere
Marokkaner, in Haslach ein91. Am Nachmittag des gleichen Tages wurde
Hausach besetzt, am 22. April Wolfach92.

Die Besatzungszeit 1945

Die französischen Truppen hatten zwar alle Gemeinden des Kinzigtals besetzt,
sie wagten sich jedoch bis Mitte Mai 1945 nicht auf die Höhen des Schwarzwaldes
; denn dort hielten sich noch wochenlang Wehrmachtseinheiten und
vor allem Waffen-SS versteckt. So befand sich noch in den ersten Maitagen eine
schwer bewaffnete SS-Einheit in den Wäldern Hofstettens beim Schneithof im
Schneiben und beim Fehrenbacher Hof93. Nachts suchten die SS-Leute die abgelegenen
Hofstetter Bauernhöfe auf und baten um Lebensmittel. Die Hof-
stetter Bauern wagten es nicht, sie zu verraten.

Das Zusammenleben der Kinzigtäler Bevölkerung mit den französischen Besatzungstruppen
gestaltete sich in den ersten Tagen nach ihrem Einmarsch als
sehr problematisch. Die Ausschreitungen der vornehmlich marokkanischen
Soldaten gegen die Bevölkerung wurden als Vergeltungsmaßnahmen empfunden
. Plünderungen und Requirierungen waren in den ersten Tagen der Besetzung
überall im Kinzigtal üblich. Die marokkanischen Soldaten waren als
gläubige Moslems vor allem hinter den Hühnern, Stallhasen und Schafen der
Kinzigtäler Bevölkerung her94. In den ersten Tagen der Besatzungszeit wußten
sich auch die Frauen und Mädchen vor den französischen Soldaten nicht
sicher. In den letzten Apriltagen 1945 kamen beispielsweise in Haslach etwa
dreißig Vergewaltigungen vor95. Doch bereits im Mai 1945 wurde den französischen
Soldaten streng untersagt, sich gegenüber der deutschen Bevölkerung
ungebührlich zu verhalten. Übergriffe gegenüber Frauen wurden sogar mit
standrechtlicher Erschießung bestraft. Am 10. Mai wurde in Haslach ein

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