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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0365
Für die Grabinschrift ist auch „ZIJUN" als Bezeichnung (Jecheskel Kap. 39,
Vers 15) hier und da gebräuchlich. Obwohl alles darauf hindeutet, daß für
Grabmale nur Steine verwendet wurden, kann man noch heute auf sehr alten
Friedhöfen Grabmale aus massivem Holz finden. Die übliche Bezeichnung
wurde in verschiedenen Redensarten gebraucht. Zu einem verkannten, aber
verdienstvollen Manne pflegte man ironisch zu sagen: „Man wird Dir eine
güldene Mazewe stellen" oder „Du kannst es mir auf die Mazewe schreiben".
Dies war eine Art, einen Vorwurf abzuweisen, ohne dabei auf die Sache selbst
einzugehen.

Die Beschäftigung mit einem Sterbenden bis zu dessen Ableben und alle mit
der Bestattung verbundenen Handlungen gehören zu den vornehmsten Aufgaben
in einer jüdischen Gemeinde. Männer und Frauen übten durch die Jahrhunderte
diese Ämter ehrenamtlich aus. Um Mitglied der „CHEWRA KADI-
SCHA" (Beerdigungsbrüderschaft, wörtlich ,die Heilige Gemeinschaft') zu
werden, mußte man ein angesehenes Mitglied der Gemeinde sein. Die Aufnahme
erfolgte nach Antrag oder auf Vorschlag und wurde durch die Abstimmung
der Mitglieder bestätigt. Es gab an jedem Ort eine Brüderschaft (Män-
nerchewre) und eine Schwesternschaft (Frauenchewre). Ein „Chewremann"
zu sein bedeutete auch im übertragenen Sinne als zuverlässig und vertrauenswürdig
zu gelten.

Zu den wichtigsten Dokumentationen einer Gemeinde gehörten außer ihrem
Protokollbuch das „CHEWRA KADISCHA"-Protokollbuch und das sogenannte
„MEMOR-BUCH". Ein solches Buch (oft auf Pergament geschrieben
und mit kunstvollem Titelblatt versehen) wurde mit den Liturgien eröffnet,
die vor den Seelenfeiern (Gedächtnisfeiern an den hohen Feiertagen) in der
Synagoge vom Vorbeter rezitiert wurden. Darauf folgte das „MARTYROLO-
GIUM", ein Register der Namen aller derjenigen, die zur „Heiligung des göttlichen
Namens" umgekommen waren, samt der Orte des Geschehens. Es
schloß sich die Namensliste berühmter Rabbiner und Frommen aus allen Zeiten
an, deren Andenken an dieser Stelle geehrt wurde. Dann erst folgten in
chronologischer Ordnung die Namen, Sterbedaten und sonstigen Zusätze aller
Verstorbenen der Gemeinde.

Der Ankauf eines Terrains für einen Friedhof war mit ungeheuren Schwierigkeiten
verbunden. Für den „Judenacker" wurde Gelände angeboten, das zur
Landwirtschaft ungeeignet war, etwa sehr steile Hänge oder z. B. auch eine
Rheininsel, die bei Hochwasser regelmäßig überschwemmt wurde. Bei Vertreibung
der Juden wurden ihre Friedhöfe zerstört und als Gemeindeweiden
benutzt. Sehr oft gehörte ein Friedhof mehreren Gemeinden, die nach einem
vereinbarten Schlüssel den Ankauf und die spätere Erhaltung untereinander
aufteilten.

Jedes Gemeindemitglied hatte Anspruch auf einen Beerdigungsplatz für sich,
seine Familie und das „jüdische Gesinde". Eine Grabstätte auf einem Fried-

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