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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0398
Die Ahnfrau der Freiherren von Lotzbeck

Wilhelm Marx

Wenn die Herren von Lotzbeck auch nicht zum Uradel gehörten, so hatten sie
doch eine richtige Ahnfrau, von der man sich noch 180 Jahre nach ihrem Tode
Spukgeschichten erzählte.

Carl Ludwig von Lotzbeck war bekanntlich ein Enkel des Pfarrers Christian
Samuel Lotzbeck, der von 1706 bis 1713 in Nimburg und vom März 1713 bis
26. Januar 1757 in Altenheim amtierte — am längsten von allen Altenheimer
Pfarrern. Nach dem Bad. Pfarrarchiv war er mit einer Tochter des Pfarrers
Johann Friedrich von Batzendorf verheiratet, der in Sexau und dann in
Grenzach wirkte. Diese Ehe kann aber nur von ganz kurzer Dauer gewesen
sein, denn nach seinem eigenhändigen Eintrag im Altenheimer Totenbuch war
Lotzbeck 45 Jahre (von 1706 bis 1751) mit Anna Christina Kast verheiratet.
Diese wurde am 14. Januar 1681 in Gernsbach getauft, wo ihr Vater Philipp
Jacob Kast „Schiffer" war. Mit diesem schlichten Titel bezeichneten sich die
schwerreichen Holzkönige, die Mitglieder der Murgschifferschaft, in der die
Kast an erster Stelle standen. Von Anna Christinas Mutter ist nur der Vorname
Maria Elisabetha bekannt. Die Trauung mit dem jungen Pfarrherrn fand
nicht in Gernsbach statt; vielleicht war sie in Nimburg, wo Christian Samuel
Lotzbeck 1706 als 25jähriger seine erste Stelle antrat. Leider läßt sich in Nimburg
nichts darüber finden, denn das älteste dort erhaltene Kirchenbuch beginnt
erst Oktober 1713. Der Nachfolger von Lotzbeck in Nimburg war der
Lahrer Praeceptorssohn Johann Christoph Vulpius. Dieser verwandte große
Sorgfalt bei der Führung seiner Kirchenbücher; von den ältesten, im Jahre
1642 geborenen Gemeindegliedern bis zu den jüngsten schrieb er alles auf, was
er erfahren konnte. Wer aber nach auswärts verzogen war, konnte natürlich
nicht erfaßt werden. Darum fehlen alle Pfarrfrauen und Pfarrkinder vor
Oktober 1713, also auch die Lotzbecks. Es wäre interessant gewesen zu erfahren
, ob Christian Samuel Lotzbeck seine auffallende Neigung zur Sparsamkeit
schon mit in die Ehe brachte, oder erst unter dem Einfluß seiner Gattin erwarb
. Als er nach Altenheim kam, war er bereits ein echter ,,Sparhafen", der
unnötige Ausgaben für den ihm anvertrauten Kirchenfond ebenso sorgfältig
vermied wie für seine eigene Tasche. Kein Pfarrer brachte so viele Einträge
auf eine Kirchenbuchseite wie er mit seiner zierlichen, leicht verschnörkelten
Schrift; keiner schnitt seinen Gänsekiel so spitz wie er, und bei keinem war die
Tinte bleichsüchtiger als bei ihm. Das Dorf war nach den jahrzehntelangen
Verwüstungskriegen unglaublich verarmt. Lotzbeck erlebte mit seiner Gemeinde
die schweren Zeiten des mühsamen Wiederbeginnens, der Ausrodung
heckenbewachsener Äcker, des Aufbaus armseliger Häuschen, der Wiederbe-

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