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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0421
Das Werk erschien aus Anlaß der 900 Jahrfeier
der Gründung des Klosters St. Georgen im
Schwarzwald. Sein Gegenstand ist jedoch nicht
so sehr die Geschichte des Klosters, seine Entwicklung
, seine religiöse und kulturelle Bedeutung
für die dortige Gegend, sondern sind die
Hauptpässe des Schwarzwaldes, die in seiner
Nähe liegen und die alten Straßen, die über sie
zogen. Im I. Teil bietet es darum historische
Rückblicke in die Entwicklungsgeschichte alter
Wege und Straßen im Raum St. Georgen, im 2.
Teil berichtet es von der Entwicklung der Poststraßen
und dem Postwesen im dortigen
Raum. In einem Anhang handelt es von alten
Handwerksberufen, die mit dem Straßenverkehr
zu tun hatten.

Das Kloster St. Georgen war ursprünglich für
Königseggwald (Kreis Saulgau) geplant, wurde
aber auf Verlanlassung des Abtes Wilhelm von
Hirsau an die Brigach verlegt in die Nähe des
Übergangs von der Baar in das Kinzigtal. Doch
keine der alten Straßen zog durch den Ort, da
die Hauptpässe, die sie überqueren mußten, in
der Nähe lagen. Als Hauptpässe jener Gegend
kamen zunächst die Sommerau in Betracht, die
jedoch bis ins letzte Jahrhundert verkehrstechnisch
kein bedeutende Rolle wegen der Enge
und der Felsen des Gutach- und Nußbachtales
spielte, ferner der Brogenpaß (897 m) zwischen
St. Georgen und Buchenberg gelegen, einst
nach Meinung des Verfassers ein bedeutender
Verkehrsknotenpunkt, heute fast vergessen, da
ihn die Wanderwege des Schwarzwaldvereins
nicht berühren. Diesem Paß gilt das Hauptinteresse
Dieter Kleppers. Der Brogenpaßstraße
und der Stadt St. Georgen hat der Verfasser
sein Werk gewidmet.

Seine Einsichten in die geschichtlichen und
geographischen Zusammenhänge hat der Verfasser
wohl nach langjährigen Studien gewonnen
, in die er nicht nur die einschlägige Literatur
, sondern auch Urkunden und Akten sowie
alte Karten einbezog. Außerdem hat er die Gegend
eingehend durchwandert, wobei er noch
Zeugnisse fand, die seine Theorie stützten. Seine
Auffassung von der Brogenpaßstraße und
ihrem ehemaligen Verlauf ist demnach gut begründet
, wobei er selbst weiß, wie fraglich
manches ist. Doch begnügt sich Klepper nicht
bloß mit dem möglichen Verlauf der Straße. Er
beschreibt darüber hinaus die allgemeinen
Wegverhältnisse des Mittelalters und der beginnenden
Neuzeit, befaßt sich mit den
Straßen- und Gasthausnamen, behandelt den
Bau von Brücken und Stegen, erwähnt das Botenwesen
, das ja für ein Kloster wegen der Beziehungen
zu andern Klöstern von großer
Wichtigkeit war, schließlich sogar jene Handwerker
, die man benötigte, wenn etwa an einem
Wagen etwas zu Schaden ging. So weitete

sich das Buch zu einer allgemeinen Geschichte
der Verkehrsverhältnisse aus, jedoch immer
bezogen auf die dortigen Verhältnisse. Das Berichtete
wurde anschließend an jedes Kapitel
mit reichem Bildmaterial illustriert (198 Abbildungen
), nicht bloß Zeichnungen aus früheren
Zeiten sondern auch Photographien von Anwesen
, die der Entwicklung weichen oder sich
verändern mußten.

Worum geht es nun bei der Brogenpaßstraße?
Die erste Straße durch den Schwarzwald bauten
die Römer. Sie verlief von Straßburg über
Offenburg das Kinzigtal hinauf bis Schiltach
und von dort die Brandsteig hinauf nach
Waldmössingen und weiter bis Rottweil. Immer
wieder werden Funde gemacht (z.B.
Brandsteig), die ihren Verlauf bezeugen. Angeregt
durch Ergebnisse der Heimatforschung
nimmt Klepper an, daß die Römer zur Verkürzung
der Strecke auch einen Weg benutzten,
der bei Hausach von der Kinzigtalstraße abzweigte
, das Gutachtal bis Hornberg hinaufzog
und dann dem Lauf des Schwanenbaches
bis zur Benzebene folgte und über Langen-
schiltach den Brogenpaß erreichte. Beide Römerstraßen
gerieten nach dem Einbruch der
Alemannen in Vergessenheit und verfielen.
Eine neue Bedeutung erlangte der Brogenpaß,
als Kaiser Heinrich IV. 1083 den Herren von
Althornberg den Auftrag erteilte, eine Ost-
West-Verbindung durch den Schwarzwald zu
schaffen. Dieser Weg führte wieder von Hornberg
aus über die Benzebene und Langenschil-
tach zum Brogenpaß. Dort fand er Anschluß
an die Straße, die über Peterzell nach Villingen
führte, aber auch an die Straße nach Schram-
berg. Damit aber war eine Verbindung geschaffen
, die von Villingen aus in das Kinzigtal
führte. Sie war nach Meinung des Verfassers
zu einer europäischen Hauptverkehrsader geworden
. Allerdings darf man sich über ihren
Zustand keine übertriebenen Vorstellungen
machen. Sie war ein ausgefahrener Feldweg,
verhältnismäßig schmal, voller Tücken und
Gefahren, da sich niemand um ihre Ausbesserung
kümmerte. Auf diesem Weg zogen die
Wagen der Handelsherren, aber auch die
Kriegsheere zur Zeit des 30jährigen Krieges
und die Ludwigs XIV.

Ihre bedeutendste Zeit erlebte die Brogenpaßstraße
im 19. Jahrhundert, als sie zur Route
der fahrenden Post Wien-Paris wurde. Wegen
ihrer Wichtigkeit erhielt sie die Auszeichnung
„bedeutende Poststraße."
Ihre Bedeutung endete als 1839 die neue Poststraße
Hornberg — Triberg — St. Georgen-
Peterzell eröffnet wurde. Der Brogenpaß geriet
in Vergessenheit. Fortan gewann der Sommeraupaß
seine zentrale Bedeutung als Verbindung
des Kinzigtales mit Villingen und weiter

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