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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0427
Gerlinde Hummel-Haasis (Hrsg.), Schwestern
, zerreißt eure Ketten.

Zeugnisse zur Geschichte der Frauen in der Revolution
von 1848/49.

Deutscher Taschenbuch Verlag, April 1982,
359 S.

Mit dieser Sammlung quellenmäßig belegter
Dokumente leistet die Verfasserin einen bemerkenswerten
Beitrag zum Thema „Frauen
in der Revolution", der ihre Beteiligung wieder
stärker ins Bewußtsein rückt und vor allem zu
weiteren Forschungen anregt. Ein gewisser
Schwerpunkt der Arbeit bildet das Geschehen
in Wien, wobei der Autorin wohl ihre Zulassungsarbeit
an der PH Reutlingen (1979) über
die Frauen in der Wiener Revolution zugute
kommt. Doch auch Baden kommt nicht zu
kurz, wo Frauenvereine nach einem Aufruf des
Landesausschusses vom 22. Mai 1849 an die
Frauen und Männer des Landes, zur vollständigeren
Ausrüstung der Festung Rastatt beizutragen
, besonders aktiv in Erscheinung traten.
So bildete sich am 18. Mai 1849 in Euenheim
ein demokratischer Frauenverein mit 30 Gründungsmitgliedern
und am 3.6. 1849 wurde ein
Frauenverein Lahr gegründet. Achern, Lahr
und Schiltach dankten am 18.6. 1849 für die
übersandten patriotischen Gaben (Verbandszeug
, Bettzeug, Geld, Kleidung usw.) dem
Schriftführer Ernst Elsenhans des Kriegsministeriums
, der bald darauf — am 7.8. — in Rastatt
standrechtlich erschossen wurde. Aus einem
Brief des Mannheimer Frauenvereins Germania
v. 2.5. 1849 ist zu entnehmen, daß allerdings
schon vorher organisierte Frauengruppen
in Kehl, Lahr und Offenburg bestanden.
Natürlich war man auch auf dem Lande nicht
müßig, und mancher Lehrer ließ seine Mädchenklasse
Spenden sammeln. Schließlich wurde
aus Schiltach gemeldet, daß die Frauen außerdem
mit Nachdruck jenen Teil der in Lehengericht
aufgerufenen Mannschaft, der mit
dem Abmarsch zögerte, an seine patriotische
Pflicht erinnerte (S. 112; Karlsruher Zeitung
v. 20.5. 1849). Zu Wort kommen auch bekannte
Frauen wie Emma Herwegh, Amalie Struve
und Mathilde Franziska Anneke mit ihren Erinnerungen
. Aufschlußreich ist auch eine neue
Quelle, mit der die Autorin die Leser bekanntmacht
: „Die .Skizzen aus meinem Leben' und
der umfangreiche Briefverkehr von Kathinka
Zitz, der Präsidentin des Mainzer Frauenvereins
„Humania", gehören zu den interessantesten
bisher unveröffentlichten Funden dieser
Arbeit und vermitteln ein eindrucksvolles Bild
von den Nöten und Problemen der politischen
Emigranten, der Frauen vereine und einzelner
Frauen" (S.8).

Erwin Dittler

Mit Gott für Wahrheit, Freiheit und
Recht.

Quellen zur Organisation und Politik der Zentrumspartei
und des politischen Katholizismus
in Baden 1888-1914. Ausgewählt und eingeleitet
von Hans-Jürgen Kremer und redaktioneller
Mitarbeit von Michael Caroli. Hrsg. von
Jörg Schadt. Stuttgart 1983.
(= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Mannheim
, Bd. II).

Nach den Tätigkeitsberichten des Landesvorstands
der Sozialdemokratischen Partei Badens
und den Lebenserinnerungen des Nationalliberalen
Johann Gustav Weiß kommt in
den „Veröffentlichungen des Stadtarchivs
Mannheim" jetzt die Zentrumspartei zum Zuge
, waren doch im politischen Katholizismus in
Baden eher noch als in der SPD und vor allem
den liberalen Honoratiorenklubs Ansätze zu
einer Massenpartei zu erkennen. Wie alle Bände
dieser Reihe ist auch diese Publikation
durch den wissenschaftlichen Apparat und den
darstellenden Teil mehr als nur eine Quellenedition
.

Die Entwicklung von der Katholischen Volkspartei
zum Zentrum in Baden wird in dem zeitgenössischen
Beitrag des Landtagsabgeordneten
Johann Anton Zehnter (1851-1921) dargestellt
. Dieser Aufsatz war ursprünglich für ein
geplantes, aber nicht erschienenes Handbuch
der Deutschen Zentrumspartei gedacht und erschien
dann im Kalender „Der Zentrumswähler
" 1921. Leider ist dieser immer noch lesenwerte
Beitrag — übrigens keine Quelle im
strengen Sinn ! — nicht durch jüngere Forschungergebnisse
ergänzt.
Die Quellen aus dem GLA Karlsruhe, Erzbischöflichen
Archiv Freiburg, aus Nachlässen,
Zeitschriften und Parlamentsprotokollen sind
nach den Themen Wahlen, Verhältnis zu anderen
Parteien, Haltung zum Großherzog, zu Regierung
und Staat, zu politischen Fragen, Parteiorganisation
und soziale Zusammensetzung
gegliedert.

Die Weltanschauung der Zentrumspartei wird
am ehesten deutlich in ihrem Verhältnis zu anderen
Parteien: Es bestanden, so der Eindruck,
den man aus den Quellen gewinnt, schier unüberwindliche
Hindernisse zu den National-
und Linksliberalen sowie den Sozialdemokraten
. So zog z.B. Hansjakob (S.72ff.) kräftig
gegen „die Sozialdemokratie" vom Leder. Bei
aller verbalen Schärfe darf man aber nicht
übersehen, daß das Zentrum in vielen tagespolitischen
und wahltaktischen Fragen mit Linksliberalen
und Sozialdemokraten zusammenging
und Persönlichkeiten wie Hansjakob in
ihrem sozialpolitischen Urteil den Sozialdemokraten
näherstanden als den Nationalliberalen.

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