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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0434
lers Existenz bewegte, den er nicht sprengte,
sondern der ihn erdrückte und dann in eine
ausweglose Situation entließ.
Aus der Zeit von Bühlers Anstaltsaufenthalt
sind z.T. farbige Zeichnungen sowie tagebuchartige
Aufzeichnungen erhalten, die er zu Beginn
seines Aufenthalts in der Illenau 1898/99
niedergeschrieben hat und die er „Invasion,
Traum und Analogien" benannte.
Hans Prinzhorn hat als Psychiater Bühler in
der Anstalt aufgesucht und das Bild Bühlers
als Künstler in seiner Bildersammlung der
Nachwelt erhalten (unter dem Pseudonym
Franz Pohl). 150 Zeichnungen nahm er in seine
Heidelberger Sammlung auf, einen Teil veröffentlichte
er 1922 in seiner „Bildnerei der Geisteskranken
." Diese Arbeit des Nervenarztes
und Psychologen ist in der Aufbruchsstimmung
nach dem 1. Weltkrieg vor allem als
künstlerische Anregung aufgenommen worden
, später auch von Jean Dubuffet, der den
Begriff „Art brut" prägte für Kunstäußerungen
, die außerhalb des Kulturbetriebs entstanden
. Dagegen versucht der „medizinische
Blick" Kriterien aufzustellen und Kunst der
„Normalen" von der der „Geisteskranken"
zu unterscheiden (so der 1980 erschienene Katalog
der jetzt 6.000 Blatt umfassenden Prinz-
■ ornsammlung). Dieser Frage geht Ruth Keller
aus dem Wege, im Gegenteil, sie erklärt ihre
ausdrückliche Absicht, „etwas zur Verwischung
der zweifelhaften Grenze zwischen psychischer
Gesundheit und Krankheit beizutragen
", sie versteht die „Interpretation der
Zeichnungen als permanentes Experiment"
oder als „heikle Gratwanderung" und hat die
Analyse der Bilder einer späteren Arbeit vorbehalten
. Die jetzt vorliegende (Teil-) Arbeit bietet
umfassendes Material über das Schicksal
Bühlers, der am Zwiespalt zwischen Handwerker
und Künstler gescheitert ist, über das
Schicksal eines Offenburgers, der den Übergang
von der handwerklichen Ära vor 1870 in
die folgende Gründerzeit mit weitgehender
Trennung von Handwerk / Industrie / Kunst
mit vollzog, aber als Mensch nicht bewältigte,
der Kaiserreich und Weimarer Republik überlebte
, aber dem Unrechtsstaat zum Opfer fiel.

Carl Helmut Steckner

Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg
vom 12. Dezember 1983 mit Begründung
und Anlagen.

Hrsg. vom Innenministerium Baden-Württemberg
. Freudenstadt 1984.

Geographische Landeskunde von Baden-
Württemberg.

Hrsg. von Christoph Borcherdt. Stuttgart
1983. (= Schriften zur politischen Landeskunde
Baden-Württembergs Bd. 8).

Der nun gültige neue Landesentwicklungsplan
Baden-Württemberg ist nicht nur verbindliche
Planungsgrundlage für Rathäuser, Landratsämter
, Regierungspräsidien und Landesministerien
, sondern auch ein wichtiges Nachschlagewerk
für Privatleute und erst recht für den
Historischen Verein, seine Mitgliedergruppen
und Arbeitskreise. Man mag der nüchternen
Sprache und dem Planungseifer skeptisch gegenüberstehen
, der Landesentwicklungsplan
macht geschichtlich Gewachsenes deutlich und
setzt Leitlinien, an denen niemand vorbeikommt
. Allein die Grundsätze zur Landschaftsordnung
, zum Umwelt- und zum Denkmalschutz
betreffen satzungsgemäßige Aufgaben
des Historischen Vereins unmittelbar.

Darüber hinaus erscheinen für die Ortenau —
der Region Südlicher Oberrhein zugeordnet —
folgende Planungsprämissen, in aller Kürze,
wichtig: die grenzüberschreitende Zusammenarbeit
im Verdichtungsraum Straßburg-Kehl-
Offenburg; Kehl neben Freiburg und Breisach
als „Zentrum internationaler Kontakte", der
Bau einer zweiten Rheinbrücke südlich von
Kehl, also bei Altenheim; der Schutz der Rheinuferlandschaft
; die Einordnung von Haslach
/Hausach/Wolfach, Kehl, Lahr und Offenburg
als Mittelzentren, wobei Offenburg
aufgrund der Entfernung zu Karlsruhe und
Freiburg Teilfunktionen eines Oberzentrums
zufallen; die Aufnahme von Ettenheim, Fischerbach
, Friesenheim, Gutach, Haslach,
Hausach, Hofstetten, Hornberg, Kappel-Grafenhausen
, Kippenheim, Lahr, Mahlberg,
Meißenheim, Mühlenbach, Oberwolfach,
Ringsheim, Rust, Schuttertal, Schwanau, Seelbach
, Steinach und Wolfach in die Regionalförderung
.

Der Landesentwicklungsplan wird ergänzt
durch eine Reihe vorzüglicher Karten; er
ist beim Innenministerium, Dorotheenstr. 6,
7000 Stuttgart 1, erhältlich.

Wenn man die Geographische Landeskunde,
die von der Landeszentrale für politische Bildung
herausgegeben worden ist, danebenlegt,
werden manche historischen Konturen sichtbarer
, und manches, was im Landesentwicklungsplan
als „machbar" erscheint, wird problema-
tisiert. Die Ortenau wird in einem Kapitel von
Rolf Michna vorgestellt, der sich auf Veröf-

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