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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 83
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bespannt mit der badischen Dampflok IVh, die heute vor der Offenburger
Fachhochschule steht. Zum Leidwesen der Bevölkerung hält er aber nicht in
Offenburg, und man muß zur Kenntnis nehmen, daß die geringe Frequenz der
Benutzer einen Halt nicht gerechtfertigt hätte. Es zeigt sich aber auch nunmehr
bei derartigen durchfahrenden Schnellzügen, welche betriebliche Behinderung
der enge Bogen südlich der Zähringer Straßenbrücke bedeutet: die
Höchstgeschwindigkeit ist hier auf 65 km/h begrenzt, ein Problem, das heute
noch Bahn und Stadt Sorgen bereitet.

Der „Kohlenkrieg" 1923

1923 besetzten französische Truppen Offenburg und Appenweier als Sanktion
für den wegen Kohlenmangel ausgefallenen Luxuszug Calais-Bukarest65 •
Während der folgenden Monate ruht jeglicher Bahnverkehr. Die Züge aus dem
Norden enden in Renchen, aus dem Süden in Schutterwald, von der Schwarzwaldbahn
in Ortenberg. Wer sich für billiges Geld eine Eisenbahnreise leisten
will, löst eine Fahrkarte von Schutterwald nach Renchen und fährt damit über
Freiburg, Donaueschingen, Freudenstadt und Rastatt nach Renchen. Zu Fuß
geht es allerdings schneller.

Der amerikanische Schriftsteller und Nobelpreisträger Ernest Hemingway
reist in jenen Tagen als junger Reporter durch Europa. Als er im April 1923,
von Straßburg kommend, in das besetzte Gebiet fährt, ist Offenburg seine erste
Station. Er schreibt über seine Eindrücke im „Toronto Daily Star" vom
25. April 1923: „Seit fast zwei Monaten ist kein einziger Zug durch Offenburg
gefahren. Ich stand auf der Brücke über den Signalanlagen und schaute auf
die vier breitspurigen Schienenstränge, die sich in der einen Richtung bis in die
Schweiz, und in der anderen bis nach Holland erstreckten. Sie waren rot vom
Rost. Die Züge in beiden Richtungen halten jeweils drei Meilen vor Offenburg
, im Norden und im Süden. Die Passagiere steigen mit ihrem Gepäck aus,
und wenn es Deutsche sind, können sie mit einem Bus nach Offenburg fahren,
wo sie einen anderen Bus nehmen können, der sie zur anderen Seite der Stadt
bringt, wo sie ihre Reise fortsetzen können. Sind es Franzosen, so dürfen sie
laufen und ihr Gepäck tragen. Keine Kohle ist hier durchgekommen, seit die
Stadt besetzt wurde. Nun stehen die Franzosen dem Problem gegenüber —
wenn sie die Rheinebene kontrollieren wollen — jede Stadt entlang der ganzen
Linie zu besetzen, wozu mindestens 400 Mann nötig wären, und dann die Züge
selbst zu fahren66.

Im Dezember 1923 gibt die französische Regierung die Bahnhöfe Offenburg
und Appenweier an die Reichsbahn wieder zurück. Mit dem Verkehr belebt
sich auch die Wirtschaft wieder.

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