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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 84
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Im 3. Reich 1933—1945

Wir kommen in das Jahr 1933. Die Einbindung der Bahn in den nationalsozialistischen
Machtapparat erfolgt nahtlos und mit gekonnter Präzision. „Die
nationale Regierung hat die Geschicke Deutschlands in die Hand genommen.
Bei dem Wiederaufbau des deutschen Reiches kann sie mit der bereitwilligen
Mitarbeit der deutschen Reichsbahn rechnen ..." ruft Generaldirektor Julius
Dorpmüller 1933 am Tage des „Ermächtigungsgesetzes" den rd. 570000 Eisenbahnern
zu67. Auf den Reichstagsbrand, die Verfolgung von Kommunisten
, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern folgen der Boykott jüdischer
Geschäfte sowie die Entlassung zahlreicher Beamter aus rassischen und politischen
Gründen binnen weniger Wochen. Die Reichsbahnleitung stellt, um die
Arbeitslosen von der Straße zu holen, rund 70000 Menschen für Streckenarbeiten
neu ein, darunter vorzugsweise Mitglieder von Partei, SA und SS. Für
sie gilt der „Führergrundsatz" und das „Treueverhältnis" statt der zweiseitigen
Tarifverträge. Über 10000 Frontkämpfer des Ersten Weltkrieges werden
Bahnbeamte. Ihre Uniformen schmückt der Adler mit dem Hakenkreuz. Im
September 1936 sind vom Personal der Reichsbahn die ersten tausend Kilometer
Autobahnen fertiggestellt.

Während des Zweiten Weltkrieges rücken überall die Eisenbahnpioniere mit
der kämpfenden Truppe vor, um die Schienenwege auszubauen. Allein im
Osten versorgt die Bahn eine 2000 km lange Front in einer Entfernung von
800 Kilometern mit Nachschub. Als im Dezember 1941 die Temperaturen auf
minus dreißig Grad absinken, fallen durch den Frost fast drei Viertel aller
deutschen Lokomotiven aus. Im Juni 1942 beginnt die Reichsbahn mit einer
Propaganda-Aktion unter dem Motto „Räder müssen rollen für den Sieg!",
in der sie zum Verzicht auf Reisen zugunsten des Transportes von kriegswichtigen
Gütern aufruft68.

Hitler hat noch weit erreich ende Pläne mit der Bahn, die er als Breitspur-
Schnellbahn, den Ausmaßen seines geplanten Reiches anpassen will. Mit dem
„Tausendjährigen Reich" verschwinden aucn die Pläne zu dieser „Giganto-
manie auf Rädern"69.

Seit Januar 1944 richten sich die Luftangriffe in erster Linie gegen Verkehrsziele
, also, wie auch schon im Ersten Weltkrieg, gegen die Rangierbahnhöfe,
Betriebswerke und Brücken der Bahn.

Offenburg liegt zunächst noch abseits des großen Geschehens. Parallelen zu
den Kriegen von 1870 und 1914 tun sich auf. Der Verkehr in Richtung Elsaß
wird — wieder einmal — durch die Sprengung der Rheinbrücke unterbrochen.
Ab 1943 nehmen die Luftangriffe auf Eisenbahnanlagen zu: Der 27. November
1944 bleibt den Offenburgern im Gedächtnis. Ein schwerer Fliegerangriff
auf die Nord-West-Stadt und auf die Bahnanlagen fordert unter der Bevölkerung
zahlreiche Opfer. Etwa 1000 Bombentreffer zerpflügen den Rangier-

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