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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 163
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etwa 70 ha Größe auf eigene Rechnung mit Hilfe von Lohnarbeitskräften
betrieben24.

Die Auflösung des Fronhof Systems vollzog sich im 12. und 13. Jahrhundert
im wesentlichen nach zwei Grundmustern: Zum einen wurde die Eigenwirtschaft
des Grundherrn völlig aufgelöst; aus dem Salland wurden dann entweder
neue Bauernstellen gebildet oder das Land systematisch parzelliert und an
Hufenbauern verteilt. Zum anderen erfolgte die Auflösung in einer Weise, bei
der nicht das gesamte Eigenbauland des Grundherrn an Bauern verteilt, sondern
ein beträchtlicher Teil des Herrenlandes zurückgehalten und als geschlossener
Resthof an einen Bauern verliehen wurde. Solche Meier- und Dinghöfe
dienten den Grundherren in der Regel als Hebestellen für die bäuerlichen
Grund- und Zehntabgaben und vielerorts auch als Sitz des grundherrlichen
Hofgerichts, das für die Angehörigen des alten Fronhofverbandes weiterhin
zuständig war25. Die Auflösung des alten Fronhofsystems hatte insgesamt zur
Folge, daß die grundherrliche Eigenwirtschaft wesentlich reduziert, die bäuerlichen
Frondienste stark verringert und die persönlichen Bindungen der Hörigen
an die Grundherren entscheidend gelockert wurden. Die Bauern erlangten
so im Hochmittelalter eine größere Freizügigkeit, eine bessere rechtliche Stellung
und zudem auch günstigere Besitzrechte an Hof und Land. Soweit die
Frondienste durch Geldzinsen abgelöst und die bäuerlichen Abgaben fixiert
wurden, verstärkte sich die Selbständigkeit der bäuerlichen Wirtschaft und
machte die bäuerliche Arbeit auch lohnender. Im Zuge dieser Entwicklung
waren es jetzt in erster Linie Bauernhöfe, die die zahlreichen Märkte und
Städte mit Agrarprodukten versorgten. Durch die Ausbreitung der hochmittelalterlichen
Marktwirtschaft profitierten daher auch die Bauern von den
positiven Auswirkungen der ansteigenden Getreidepreise und der günstigen
Entwicklung der Agrarkonjunktur.

3. Der Wandel der Dorf- und Siedlungsstruktur

Der hochmittelalterliche Grundherrschaftswandel hatte aber nicht nur bedeutsame
Auswirkung auf die bäuerliche Einzelwirtschaft, sondern setzte auch
fundamentale Veränderungen im Dorfgefüge und in der Landgemeindestruktur
in Gang. Die bis vor nicht allzu langer Zeit festverwurzelte Meinung, das
Haufendorf mit Gewannflur — dieser Dorftyp ist im mitteleuropäischen
Raum am weitesten verbreitet — gehe bis in die germanische Zeit zurück, hat
die neuere historische und archäologische Forschung als unhaltbare Position
des 19. Jahrhunderts erweisen können26. Heute darf als gesichert gelten, daß
die Grundstruktur des Dorfes ihre entscheidende Ausprägung im ausgehenden
Hochmittelalter erfahren hat27. Die Entstehung des Dorfes ist Ausdruck eines
tiefgehenden Wandels, der sich während des Hochmittelalters vor allem in der
ländlichen Siedlungsstruktur, in der Wirtschaftsorganisation und in der
Sozial- und Herrschaftsordnung vollzog. Die neuere Siedlungsforschung hat
überzeugend nachgewiesen, daß die Zonen mit dominanter Dorf Siedlung und

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