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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 167
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tritt diese gehobene Schicht der dörflichen Gesellschaft in den Quellen als Me-
liorat (meliores und honestiores villani) in Erscheinung. Unterhalb dieser
schmalen Oberschicht erkennt man eine mittlere Schicht von Bauern mit normaler
Besitzausstattung, deren Güter die Größe von Ganz- und Halbhufen erreichen
. Am unteren Ende der dörflichen Sozialgliederung findet sich schließlich
die breite Masse der Kleinbauern und Kleinstelleninhaber. Der geringe
Grundbesitz dieser Angehörigen der dörflichen Unterschicht reicht in der Regel
nicht allein für den Lebensunterhalt aus; sie sind daher auf zusätzliche Einnahmen
aus Lohnarbeit und handwerklicher Nebentätigkeit angewiesen.

4. Der Wandel im bäuerlichen Alltagsleben

Neben den Wandlungen der Dorf- und Siedlungsstruktur veränderten sich
während des Hochmittelalters auch einige Grundbedingungen im bäuerlichen
Haus- und Wohnungswesen, in den Nahrungs- und Kleidungsverhältnissen
und nicht zuletzt bei den Arbeitsgeräten der Bauern. Ohne allzu weitschweifig
auf Einzelheiten einzugehen, sei hier vor allem darauf hingewiesen, daß das
Hochmittelalter in der Ernährungsgeschichte insoweit einen Einschnitt darstellt
, als der Getreidebau in den Vordergrund der bäuerlichen Wirtschaft
rückt und die Viehwirtschaft, die im Frühmittelalter den ersten Rang einnahm
, an Bedeutung verliert33. Die stetig anwachsende Bevölkerung Europas
konnte im Hochmittelalter nur durch vermehrte Pflanzenproduktion und
durch intensiven Getreideanbau ernährt werden. Seit dem 11. Jahrhundert gewann
das Getreide, das man in Gestalt verschiedenartiger Brei- und Brotformen
verzehrte, eine immer größere Bedeutung im bäuerlichen Ernährungswe-
sen. Im Nahrungshaushalt hochmittelalterlicher Bauernfamilien nahmen die
pflanzlichen Produkte daher die wichtigste Stelle ein; im Vergleich zu früher
spielte die Fleischnahrung eine bedeutend geringere Rolle34. Zu den Produkten
der Getreide- und Viehwirtschaft kamen die Erzeugnisse aus der Obst- und
Gemüsewirtschaft und nicht zuletzt der Wein aus dem vermehrten Weinbau.

Bezüglich der Innovationen im bäuerlichen Gerätewesen35 ist besonders auf
Veränderungen in der Pflugtechnik zu verweisen. Seit dem Hochmittelalter
breitet sich der schwere Beetpflug mit Rädern, Sech und schollenwendender
Schar unaufhaltsam aus und trägt im Zeitalter der hochmittelalterlichen Rodung
wesentlich dazu bei, daß neue Anbauflächen für den Ackerbau gewonnen
werden können und man nun auch die schweren Böden der Niederungszonen
unter den Pflug nimmt. Im Frühmittelalter waren die Felder noch ganz
überwiegend mit dem Hakenpflug bearbeitet worden, der den Ackerboden
nur aufriß und zur Einsaat unzulänglich vorbereitete. Der Beetpflug gräbt die
Erde tiefer um, lockert sie besser auf, sichert der Saat besseren Stoffwechsel
und hat deshalb höhere Erträge zur Folge. Auch kann er durch die gesteigerte
tierische Zugkraft des Hochmittelalters wirksamer eingesetzt werden.

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