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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 214
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eher Besitz in Langenbogen wird stolz auf die Abgabenfreiheit verwiesen, da
es sich um Neubrüche (novalia) handele, die Tennenbach auf eigene Kosten in
Kulturland verwandelt habe (287/683). Hier hatten die Mönche offensichtlich
in großem Rahmen landwirtschaftliche Erschließungsarbeiten durchgeführt.
Während im Herbolzheimer altbesiedelten Gebiet die Parzellen durchschnittlich
nur eine Juchart maßen (etwa 1/2 ha)24, begegnen in Langenbogen Flurstücke
von 10, 14, 16, 18, 30, 40 Juchart, einmal sogar 100 Juchart Acker ,,an
eime stucke", wie betont wird (287/683), insgesamt über 200 Hektar. Hier
brauchte nicht nach wenigen Schritten der Pflug gewendet zu werden; hier ließen
sich hohe Erträge erzielen, erst recht wenn, wie in Langenbogen
wahrscheinlich, das Land künstlich bewässert werden konnte. Daß großräumige
Eingriffe in die Landschaft — das Trockenlegen der Elzniederungen im
14., die Anlage weiter Rebterrassen im 20. Jahrhundert — nicht unproblematisch
sind, ist uns in den letzten Jahren mehr und mehr bewußt geworden, bedeuten
diese Eingriffe doch immer auch Verluste für die Vielfalt der Arten
von Pflanzen und Tieren. Diese Seite der Medaille können wir deshalb sehen,
weil wir vor dem Problem landwirtschaftlicher Überproduktion stehen. Wer
mit dem Hunger zu kämpfen hat, kann sich nicht den Luxus leisten, auf die
Erschließung landwirtschaftlicher Nutzflächen zu verzichten oder tierischen
und pflanzlichen Schädlingen ein Lebensrecht zuzubilligen.

Maße

Zur Veranschaulichung der Parzellengröße in Langenbogen wurde als Größe
der Juchart 1/2 Hektar angenommen25. Es ist problematisch, mittelalterliche
Maßangaben in das metrische System umzurechnen, weil die Größe der einzelnen
Maße nicht nur im Laufe der Jahrhunderte, sondern oft auch von Ort zu
Ort schwankte. Interesse verdienen die Bezeichnungen: Juchart, Mannhaut,
Mannwerk als Flächen-, Saum und Eimer als Hohlmaße orientieren sich an
der Kraft von Mensch und Tier. So gesehen bildete der Mensch das Maß aller
Dinge. Eine Juchart ist die Fläche, die ein Mann mit einem Ochsen an einem
Tag pflügen kann — bei schwerem Boden weniger, bei leichtem Boden mehr.
Eine Mannhaut ist die Rebfläche, die ein Mann an einem Tag mit der Hacke
bearbeiten, eine Mannsmahd die Wiesenfläche, die er an einem Tag mähen
kann. Dem entsprechen die Hohlmaße: Ein Saum kann von einem Saumtier
(Maultier, Esel, Pferd), ein Eimer von einem Menschen auch über längere
Strecken getragen werden.

Die Sprache

Das Tennenbacher Güterbuch ist in lateinischer Sprache angelegt, der Sprache
der Kirche, der Sprache, die Gebildete zwischen Island und Sizilien, Irland
und Ungarn schrieben und verstanden. Das Buch ist aber auch mit Brocken,
Sätzen und ganzen Abschnitten (meist Urkunden) in deutscher Sprache durchsetzt
. Etwa zur gleichen Zeit, da Zenlin das Güterbuch aufzeichnet, läßt in

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