Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 217
(PDF, 109 MB)
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uns heute kaum noch eine angemessene Vorstellung machen. Das Wissen um
diese Macht begegnet allerdings nicht nur in historischen Quellen, wie das
Märchen von „Rumpelstilzchen" zeigt.

Zusammenfassung

Zu der Zeit, da das Tennenbacher Güterbuch zusammengestellt wurde, war
Herbolzheim — wie der Ortsname auf -heim andeutet — schon seit langem besiedelt
, vielleicht gar seit den Zeiten der alemannischen Landnahme. Durch
Klima, Böden und Lage an einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung begünstigt,
hatten die Menschen hier jahrhundertelang Landesausbau betrieben, um die
immer wieder drohenden Hungersnöte zu bannen. Daß dieser Prozeß auch in
den 20er und 30er Jahren des 14. Jahrhunderts noch nicht abgeschlossen war,
zeigen Hinweise auf Rebneuanlagen (nusetzi, z. B. 208/483). Aus Herbolzheim
bezieht ein Kloster, das zu wirtschaften gelernt hat, jährlich hohe Abgaben
, die auf intensiven Getreidebau, auf Weinbau, Weidewirtschaft, Viehzucht
, Imkerei hinweisen, weiter auf Ansätze zur Geldwirtschaft. Wie zahlreiche
Einzelangaben zeigen, ist das Land verkehrsmäßig gut erschlossen; gelegentlich
werden Kunstbauten, wiederholt Straßen erwähnt27; zwar würden wir
diese heute bestenfalls als Wege einstufen, doch dürften sie so breit gewesen
sein, daß Karren und Wagen einander begegnen konnten. Zusätzlich dienten
Pfade der Erschließung der Felder und der Verbindung der Siedlungen untereinander
. Die Wasserkraft von Bächen wurde genutzt für die Energiegewinnung
, Brunnen versorgten die Menschen mit dem nötigen Trinkwasser. Das
typisch dörfliche Gewerbe erscheint mit Mühlen und Schmieden, daneben
werden Fischer, Bäcker, Schneider genannt. Bodenschätze sorgten für Arbeitsplätze
in Steinbrüchen, Eisengruben und am Kalkofen.

Ausblick

In der Ausstellung sehen Sie ein Faksimile der Eingangsseite des Tennenbacher
Güterbuches. Die Miniaturen regen uns an, dieses Dokument in größere
geistes- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge einzuordnen.

Die obere Initiale zeigt zwei kniende Männer. Das kreisförmig geschorene
Haar, die Tonsur, weist beide als Angehörige des geistlichen Standes aus. Das
braune Habit kennzeichnet den Mann zur Linken als Benedikt, das graue den
Mann zur Rechten als Bernhard von Clairvaux. Der Stab weist bei beiden auf
die Abtswürde, der Kreisnimbus auf die Heiligkeit hin. Der Gründer des
abendländischen Mönchtums und der Erneuerer benediktinischen Mönch-
tums leben nämlich in der Nähe Gottes, von der Dreifaltigkeit nur durch ein
schmales Wolkenband getrennt. Mit dieser Miniatur waren dem seinerzeitigen
Betrachter weite Zusammenhänge eröffnet: In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts
hatte Benedikt von Nursia dem von ihm gegründeten Kloster Monte
Cassino eine Regel gegeben, die dem abendländischen Mönchtum verpflich-

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