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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 244
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gefänglich eingekommen, nach Bischofsheim ausgeliefert und daselbst mit dem
Schwert gerichtet."

Kork 1682: „hat ein Korker Bursche in der Trunkenheit einen andern zu Kehl erstochen
und wurde auf dem Rabenstein, der Kehler Richtstätte, gerichtet."

Lichtenau 1683/84: „wurden zwei ledige Mütter wegen Kindstötung mit dem Schwert
vom Leben zum Tode gebracht".

Lichtenau 1719: den 18. August gegen Abend hat der Hirte am Fahr Hanß Martin
Armbruster von Gamshurst im heftigen Zank seine Frau elendiglich umgebracht. Bei
der Sektion durch den Lichtenauer Barbier befand sich, daß er ihr die Milz zertreten
hatte. Der Leichnam ward im Fahr in dem Garten am Hirtenhäusel begraben, und der
Täter im Streckturm in Haft gesetzt. Obwohl katholischer Religion, ließ es sich Pfarrer
Müller angelegen sein, die arme Seele zu retten, denn es war noch nie ein ev. Geistlicher
zu einem Maleficanten in einen papistischen Ort geholt worden. Endlich am 1. November
gegen Mittag wurde ihm von Landschreiber Wildermuth in Gegenwart der Pfarrer
von Bischofsheim, Freistett und Lichtenau das Leben abgekündigt und den 3. November
die Exekution vorgenommen. Weilen sich dann der arme Sünder gantz bußfertig er-
wießen und als wir hoffen, in wahrem Glauben an Christum Jesum zu jedermanns Verwunderung
gestorben, zweifeln wir nicht an seiner Seligkeit."

Noch 1740 wurde zu Lichtenau ein Bäckerjunge von 18 Jahren wegen Sodomi-
terei mit dem Schwert gerichtet und verbrannt. Unter dem Einflüsse der Aufklärung
, welche für mehr Menschlichkeit eintrat, empfing 1763 ein Sodomiter
von Oberhofen den Staupbesen (Auspeitschung).

Als Freiheitsstrafe kam das Einsperren in den Streckturm zu Lichtenau in Anwendung
; die Pfarrchronik bietet Einzelheiten über seine Insassen: Wilddiebe,
Schatzgräber u. dgl. 1793 saß ein Ehepaar von Linx wegen Diebstahl im Turm
und hatte sein siebenjähriges Büblein bei sich! Die Verbannung oder Ausweisung
aus dem Landesgebiet erfolgte wegen Hexerei und liederlichem Lebenswandel
. 1766 verurteilte man Michel Heidt, den Schmied von Auenheim, auf
die Galeeren nach Frankreich; noch 1780 bezahlte der Willstätter Amtsschaffner
168 fl 8 ß 8 Pfennig dahin. 1616/25 beliefen sich die Unkosten ,,uf Maleficanten
" im Amt Lichtenau auf 423 fl 9 Batzen.

Willkür in der Bestrafung erweisen drei Urteile gegen Ehebrecher. 1680 ist
Hans Michel Hoffmann, der Beck zu Lichtenau, um seines Ehebruchs willen
nach langem Gefängnis dahin verurteilt worden, daß er eine Stunde am Halseisen
stehen und auf acht Meilen Wegs des Landes verwiesen sein soll. Er hat
aber auf Fürbitte Gnade erlangt und ist bei 100 fl Strafe geblieben. 1685 ist
Phillip Vielhecker, der Posthalter, wegen Ehebruch in Geldstrafe verblieben,
die Dirne wurde mit Ruten ausgestrichen. In einem andern Falle sollte der
Missetäter 50 fl erlegen, wurde aber auf 30 fl begnadigt und die Dirne des Landes
verwiesen.

Der Vollzug einer Leibesstrafe mit Schwert, Feuer oder Strang oblag dem
Scharfrichter, auch Nachrichter, gemeinhin der Meister genannt. Der Meister

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