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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 319
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Bis dahin hatte, nach dem vermutlichen Tode Kückh's, der Straßburger Kaufmann
Divoux als Direktor die Kompagnie geleitet. Sie flößte von 1754 bis
1756 7800 Klafter Holz ab. Divoux versuchte, durch den Verkauf des im Len-
derwald gefällten Holzes, wenn auch in kleinerem Rahmen, die Geschäfte
fortzusetzen und zu retten, was noch zu retten war. Kaiserin Maria Theresia
hatte durch eigenhändiges Dekret das Abflößen des Holzes auf der Acher für
weitere 15 Jahre gestattet, und den Kolonisten in Neufreistett für 15 Jahre
Freiheit vom Militärdienst zugesichtert14. Das Unternehmen rentierte sich jedoch
nicht mehr. Divoux klagte bei jedem Floß über umfangreiche Diebstähle
. Aufseher am Kanal wurden mit Steinen beworfen und selbst an den Haaren
gepackt. Er bat mehrfach um Verhängung schwerer Strafen und um die Erlaubnis
, die Aufseher mit Schrotflinten ausrüsten zu dürfen, die die Holzfrevler
„durch Schießen in die Beine" vertreiben könnten. 1760 klagte er darüber,
daß die Holzfäller ihren Akkord nicht eingehalten hätten, so daß statt 4000
nur 1300 Klafter zum Flößen geschlagen wurden. Auch die anliegenden
Grundstückseigentümer schickten nach jedem Floß Beschädigungsforderungen
, die gewöhnlich mit 80 Gulden abgegolten wurden. Auch die beiden Papierer
von Oberachern, Martin Wehrle und Franz Gembler und der Großweie-
rer Müller stellten laufend Entschädigungsansprüche wegen Wassermangels.
Die Verschuldung nahm zu, und am 17. Mai 1774 wurde das Konkursverfahren
über die kückhschen Güter diesseits und jenseits des Rheines eröffnet.

Inzwischen war Kückh's Witwe, Anna Barbara, geb. Salzmann, am 19. September
1772 gestorben und auf dem Friedhof in Freisten beigesetzt worden.
Am 8. Mai 1775 starb auch die jüngste ledige Tochter, erst 39 Jahre alt.

Am 13. März 1783 wurde die diesseits des Rheines gelegene Konkursmasse,
mit Ausnahme des Schloßgutes, öffentlich versteigert, von der Gemeinde Freisten
für 22250 Gulden erworben und, in aufgeteilten Parzellen, mit Gewinn
an einzelne Bürger wieder abgegeben. Der Schloßplatz ging in Privatbesitz
über, das Schloß blieb unvollendet. 1820 wurden die bis zum ersten Stockwerk
errichteten Gebäudeteile abgetragen.

Das mit großen berechtigten Hoffnungen begonnene Werk und sein weitschauender
Träger hatten ein unrühmliches Ende gefunden. Es ist heute müßig
darüber zu streiten, wessen Schuld es vor allem war. Der konkrete Rest der
„Kückhschen Kompagnie", Neufreistett, wurde am 1. Aprif 1929 mit seiner 8
ha großen Gemarkung, mit seinem Stadt- und Marktrecht Freistett einverleibt
.

Über den „Canal" führt seit 1963 der Autobahnzubringer 88 c vom Rheinübergang
Freistett-Gambsheim nach Achern. Nur ein kleiner Graben neben
dem Zubringer am Freistetter Baumbosch ist noch zu sehen.

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