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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 331
(PDF, 109 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0331
Trinitas Terrestris

Ein Bildnis der Dreifaltigkeit mit der hl. Familie an einem Bürgerhaus in
Ettenheim

Bernhard Littenweiler

Im Stadtbild der ehemals fürstbischöflich-straßburgischen Amtsstadt Ettenheim
an der südlichen Grenze der Ortenau kann man auch heute noch so manches
Kleinod aus der Zeit des Barock entdecken, das wert ist, mit ein paar historischen
und kunstgeschichtlichen Anmerkungen bedacht zu werden. Ein
solch beachtenswertes Kunstwerk ist auf dem nebenstehenden Bild zu sehen.
Die abgebildete, etwa 120 cm große, unmittelbar aus einem Holzbalken herausgehauene
Skulptur befindet sich an einem Bürgerhaus mitten in der Stadt
unweit des Rathauses. Sie hätte nicht nur wegen ihres hohen Alters und ihrer
ikonographischen Besonderheiten, sondern vor allem auch wegen ihrer eigen-
und einzigartigen Bildkomposition mehr Beachtung verdient, als ihr so mancher
Besucher oder Bewohner des Städchens zukommen läßt, der achtlos vorübergeht
.

Kommt man von der Pfarrkirche St. Bartholomäus das Pfarrgäßchen herunter
und hält dann zwischen dem Palais Rohan und dem Rathaus inne, fällt der
Blick auf die holzgeschnitzte Figurengruppe, die sich nun schon seit über dreihundert
Jahren an dem Eckhaus befindet, wo die Rohan- und die Ettikostraße
aufeinanderstoßen. Geht man noch einige Schritte auf das Haus mit dem
Schnitzwerk zu, erkennt man oberhalb eines spätgotischen Spitzbogens die
Jahreszahl 1658. Nun sagt die bloße Nennung dieser Jahreszahl wenig aus
über die Zeit und die Umstände, die zur Schaffung des Kunstwerkes geführt
haben. Mehr ergibt da schon der Hinweis auf den Dreißigjährigen Krieg, der
1637 der Stadt Ettenheim die völlige Zerstörung, die Sprengung der Türme
und Mauern und die Vertreibung ihrer Bewohner brachte, was der für die
schwedische Sache kämpfende Herzog Bernhard von Weimar zu verantworten
hat. Sechs Jahre soll die Stadt öd und verlassen gelegen haben. Doch allmählich
kehren die Bewohner aus Schwarzwalddörfern zurück und wagen, obwohl
weiterhin kriegerische Ereignisse am Oberrhein Unsicherheit und Gefahr
bedeuten, den Wiederaufbau ihrer Stadt. In diesen zeitgeschichtlichen Zusammenhang
gehört die Darstellung der Dreifaltigkeit mit der hl. Familie hinein.
Einundzwanzig Jahre nach der Verwüstung der Stadt, zehn Jahre, nachdem
der Westfälische Frieden den großen mörderischen Bruderkrieg beendet hatte,
entstand dieses Kunstwerk. Es legt Zeugnis ab von dem Willen der Ettenhei-
mer Bürger zum Wiederaufbau ihrer Stadt, macht einen neuen wirtschaftlichen
Wohlstand sichtbar und ist Ausdruck eines Kunstsinns, der mehr als nur
nüchterne, dem Zweck dienende Bauten hervorbringen möchte. Dieser Wille,

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