Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 354
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Begleitung der Vorsteher nicht gehen, und zu den großen Wasserfällen und
Becken war uns der Zutritt ausdrücklich verboten. Unter jener Bedingung und
mit diesen Ausnahmen hatten wir übrigens freien Flug. . .

In den ebenen Wegen um das Kloster her, besonders in der Großen oder
Hauptallee, sah man an jeden schönen Tag die Professoren in der Mitte ihrer
Schüler wandeln, um nach der Sitte des alten Athen gehend und im Freien zu
lehren. Und in der Tat, wenn sich irgend eine Stätte dazu eignete, so war es
dieser abgeschiedene stille Ort mit seinen gründurchsonnten Laubdächern. So
viele Professoren oder Klassen, so viele Gruppen oder Scharen konnte man da
erblicken, wovon die einen dahin, die andern dorthin zog. In angemessenen
Zwischenräumen wurden Ständchen gemacht; zur Abwechslung nahm man
wohl auch Platz auf Bänken oder ließ sich zwischen den Stauden der Heidelbeeren
nieder, oder man scharte sich, auf hohem Moos gelagert, im Halbkreis
um den Lehrer. So im Schatten und doch unter freiem Himmel und in frischer
Luft geschah das Abhören der Zöglinge; und zum Zweck des Unterrichts wurde
alles vorgenommen, was an den Aufenthalt zwischen vier Wänden nicht
unbedingt gebunden ist. Geist, Gemüt und Körper befanden sich gar wohl dabei
.

Ein täglicher Gang war der nach dem Kapellenberg, wo die Ursulakapelle
stand. . . Jedenfalls war hier oben ein genügender Raum zu unsern Ball- und
anderen Spielen.

Dort hinauf (Anmerkung: zu unseren Kniebisgründen) führten uns oft die
Professoren, zu denen wir jedoch, und das ist wohl zu bemerken, in unserer
Einöde nicht etwa auf dem steifen Fuß des Gehorsams und der Ehrerbietung
standen, sondern weit mehr in dem traulichen Verhältnisse von Söhnen zu ihren
Vätern. In solchen Fällen rückten wir Studenten jederzeit in Masse aus,
und auf dem bezeichneten Rasenplatz angekommen, eröffneten wir in antiker
Weise unsere gymnastischen Übungen, wobei auch das Ringen nicht ausgeschlossen
blieb; indessen bestand die Hauptübung im Wettrennen. Anordner,
Polizei, Kampfrichter und Preisausteiler waren unsere Professoren; ihnen war
es anheimgestellt, die zum Rennen sich anmeldenden Schüler nach drei Stufen
: Große, Mittlere und Kleine oder doch nach zwei dieser Stufen einzuteilen,
die Länge der Rennbahn abzustecken und die Bedingungen der Kleidung und
so weiter festzusetzen. Es wurde nur zu zwei und zwei gerannt, barfuß oder in
Strümpfen. Die Preise waren regelmäßig entweder Bilder, vernünftig ausgewählt
oder Früchte, vorzugsweise Äpfel; und doch blieb, wie es in der menschlichen
Gesellschaft immer sein wird, die allgemeine Anerkennung von Seiten
der Professoren und Studenten der schönste Lohn. . .

Das Schlittenfahren wurde hier mit klassischem Schwung betrieben. Jeder
Studiosus hatte seinen eigenen, mit Namen bezeichneten Schlitten, nur einen
halben Fuß hoch, aus hartem Holz stark gebaut, nicht viel breiter als ein
Schuh und kaum anderthalb Fuß lang. Das vordere Querbrett war in der Mitte

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