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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 358
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Verjüngungsmühle seit eh genannt wird, erbat sich von mir das Textbüchle
und war auch ganz begeistert davon.

Aber die Wolfacher? Sie waren festgefahren dagegen, weil sich seit dem Jahr
1892, in dem das alte Rathaus abbrannte, der Aberglauben breitgemacht hatte
, immer wenn dies Spiel aufgeführt würde, gäbe es im gleichen Jahr eine
Brandkatastrophe. Nun, in Wolfach gab es deren viele im Lauf seiner jahrhundertelangen
Geschichte. Aber nur zweimal (1836 und 1892) fielen solche
Brände ins gleiche Jahr wie die der „Weibermühle", aber der Aberglaube saß
so fest, daß selbst ein so kaltblütiger „Narrenvatter" wie Erwin Haas im Jahr
1937 davor warnte, als ich im Spiel „Der Narrogeist im Faß" auch die „Weibermühle
" brachte, zwar nicht mit dem guten alten Text, aber halt die Mühle!
Schier kam man in den gewissen Verdacht, Verursacher eines möglichen Brandes
zu sein! Und als ich nach dem Krieg, als wir hier wieder Spiele aufführten,
die „Weibermühle" vorschlug, gab man vom Narrenrat die Antwort „der
aide Schissdreck, den will doch heut niemand mehr sehen!" Dennoch setzte
ich es 1973 durch, so lange mußte ich damit warten! Und die „Weibermühle"
erlebte nach einer Pause von 81 Jahren(ü) erstmals wieder eine Aufführung.

Und wie wars dann mit dem „aide Schissdreck?" Eine kaum geahnte Zuschauermenge
war begeistert! Und als wir die Mühle 1977 wieder brachten, da
gabs zehntausend begeisterte Zuschauer. Und noch mehr waren es 1982 beim
nächsten Mal! Und die Spieler selber? Eine überaus frohe Spielgemeinschaft
war entstanden, Spieler und Mithelfer gegen 70, von Kindern an, die ich damit
einführte, die zur nächsten Aufführung dann schon Rollen der Erwachsenen
spielen konnten. Und im Jahr 1987 wird dies schöne Spiel wieder auf die Bühne
kommen, zu dem schon 1982 die zuständigen, fasnetfrohen Leute, bes. die
„alten Rungunkle" eine neue Mühle bauten, größer, geräumiger und für technische
Arbeiten besser geeignet als die frühere nette Mühle.

Die Aufführung 1977 wurde vom Institut für den Wissenschaftlichen Film in
Göttingen auf farbiges Tonband aufgenommen, so daß dieses Spiel mit dreisprachigem
Kommentar für Volkshochschulen, Universitäten, heimatlich Interessierten
zur Verfügung steht.

So war der Gang dieses „aide Schissdrecks!"

Was die Melodie anbelangt, die bis jetzt auch nirgends sonst bekannt ist, so
hat sie Anklänge an andere alte Weisen, so z.B. an das Volkslied „E Burebüb-
le mag i nit"; sie dürfte von Bredelin irgendwo aufgespürt oder gar von ihm
selbst komponiert worden sein.

Bredelin, der aus dem Oberschwäbischen stammt, soll in Biberach/Riß daheim
sein. Näheres ist bis jetzt nicht bekannt. Zeitlich und topografisch wäre
es durchaus möglich, daß er in Beziehung zum bekannten Sebastian Sailer
steht, dem Dichter der „Schwäbischen Schöpfung" und sonstiger Stücke in
oberschwäbischer Mundart.

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