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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 385
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Zu keiner Zeit war es in der Absicht der badischen Regierung gelegen, hier im
nördlichen Schwarzwald eine dauernde Niederlassung zu schaffen. Deshalb
wurden den Arbeitern auch keinerlei Rechte eingeräumt, sie konnten kein
Grundeigentum erwerben und mußten für die ihnen überlassenen Grundstücke
einen Bodenzins entrichten. Man rechnete damit, daß sie nach dem
Ende des Akkords und nach Erschöpfung der Holzvorräte weiterwandern
würden. Deshalb wurden diese Siedlungen auch als Waldkolonien" bezeichnet
, die keinem Gemeindeverband angehörten. Solche Waldkolonien entstanden
damals im gesamten Einflußbereich der Nordschwarzwälder Holzkompagnien
; sie haben in aller Regel nicht zu dauernden Niederlassungen geführt.
Daß die Entwicklung in Hundsbach und Herrenwies einen anderen Weg nehmen
würde, ahnte man damals noch nicht.

Die örtliche Überlieferung betont die Tiroler Herkunft der Kolonisten von
Hundsbach und Herrenwies. Tatsache ist, daß die Alpen lange Zeit ihre überschüssige
Bevölkerung in das Oberrheinland und den Schwarzwald abgegeben
haben. Freudenstadt wurde 1599 von Flüchtlingen aus Steiermark, Kärnten
und Krain, auch aus Tirol und Salzburg gegründet. Tiroler Einwanderer sind
in Holzschlag, im Yach-, Wildgutach- und Obersimonswäldertal, vor allem
aber im Murgtal nachgewiesen (Tiroler Berg bei Schönmünzach). Die Herren-
wieser Kirchenbücher, seit 1751 geführt, weisen die Tiroler Herkunft für einige
Kolonisten zweifelsfrei nach. Andere führen die typischen Namen der Glasmacherfamilien
, andere kamen aus den Schwarzwaldvorbergen (Bühlertal,
Sasbach, Seebach, Kappelrodeck, Neusatz und Renchen), aus dem Renchtal,
aus Schapbach und der Wolfacher Gegend, aus dem Münstertal, Saig, Lenzkirch
, Neukirch, Vöhrenbach, Schönau im Wiesental, aus Kirchzarten und
Oberried. Viele Ansiedler sind schon bald wieder weitergewandert, so daß
unter den heute hier Lebenden die Zahl der alteingesessenen Familien nicht
mehr groß ist. Die Kirchenbücher bezeichnen die ersten Siedler als Glasmachergesellen
, Aschenbrenner, Köhler, Holzhauer, Taglöhner und Bergarbeiter.
Auch ein Schulmeister (ludimagister) ist angeführt.

Bis dahin war die Einstellung, Niederlassung und Entlassung der Arbeiter allein
Sache der Unternehmer gewesen. Das änderte sich, als seit Beginn der
1770er Jahre die Verträge über die Abnutzung der Urwaldungen zu Ende gingen
und die Herrschaft sich entschloß, die Holzhiebe jetzt auf eigene Rechnung
ohne Einschaltung von Unternehmern in die Hand zu nehmen. Dabei
war man auf die vorhandenen Arbeiter angewiesen. Die frühere Absicht, die
Waldkolonien wieder aufzuheben, wenn man ihrer nicht mehr bedürfe, ließ
sich nicht halten. Feste Siedlungen waren entstanden, die man nicht mehr entfernen
konnte. Aus ursprünglich 20 Familien im Jahr 1757 waren bis 1784 rd.
330 Personen geworden, davon je rd. 75 Männer und Frauen, der Rest Dienstboten
(20) und Kinder (160). Andererseits hatten die ungeheuren Holzhiebe
der letzten Jahrzehnte die Holzvorräte und damit auch die Arbeitsmöglichkeiten
gewaltig verringert. Man wollte die Waldkolonien zwar als solche erhal-

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