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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 433
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des Innenministeriums gebilligt, sogar von Winter. Peter vertrat die Meinung,
ein leitender Beamter ist nicht ein gefügiges Werkzeug, sondern auch zu Eigenverantwortung
im Hinblick auf das, was ihm aufgetragen ist, verpflichtet.
Durch sein unbeirrbares Festhalten an seinem Rechtsstandpunkt zog sich Peter
den Zorn der Hofpartei und des Adels, vorallem aber des österreichischen
und preußischen Gesandten zu. Das Respiziat Pressesachen wurde ihm genommen
und dem neueingetretenen Rat Johann Baptist Bekk übertragen, der
sich als gefügig erwies16. Schließlich wurde Peter 1833 seines Amtes trotz des
Widerwillen des Großherzogs enthoben und gegen seinen Willen als Rat an
das Oberhofgericht in Mannheim versetzt17. Diese Versetzung minderte sein
Ansehen und auch sein Einkommen nicht, denn nun gehörte er dem höchsten
Gericht in Baden an, dem die letzte Entscheidung in Zivil- und Strafsachen zustand
. Der Vorfall aber hatte das Vertrauen des badischen Volkes in die Regierung
erschüttert. Das Mißtrauen gegen sie wurde noch verstärkt, als sie 1832
aus politischen Gründen vorübergehend die Universität Freiburg schloß und
die Professoren Rotteck und Welcker 1832 in den Ruhestand versetzte.

Der Aufenthalt in der aufsteigenden Industriestadt bot Peter „die angenehmsten
Lebensbedingungen". Acht Jahre blieb er in der Stadt. In dieser Zeit beschäftigte
er sich nicht nur mit seinen Fällen, sondern scheint sich auch dem
politischen Leben zugewandt zu haben. Das aber führte zu einem heftigen Zusammenstoß
mit der Regierung, unter dessen Folgen er schwer zu leiden hatte.

Der Urlaubsstreit'8

1838 war der Staatsrat Ludwig Winter gestorben. Zu seinem Nachfolger ernannte
Großherzog Leopold den aus Mahlberg stammenden Freiherrn Lando-
lin von Blittersdorf. Seit 1820 war er badischer Gesandter am Bundestag in
Frankfurt, wo er ganz unter dem Einfluß des österreichischen Staatskanzlers
Fürst Klemens Metternich stand. Wie dieser lehnte er den Anspruch des Volkes
auf Mitregierung ab, ebenso die Forderung der Liberalen auf politische
Freiheit. Vorallem stand er, der Landedelmann, im Gegensatz zu den höheren
Beamten im Staatsdienst, ,,der Dienstaristokratie19". Sie waren nur von bürgerlicher
Herkunft, hatten eine unkündbare Stellung, bezogen vom Staat ihr
hohes Gehalt und hatten maßgebenden Einfluß auf die Beschlüsse der Regierung
, während er, der Landedelmann aus altem Geschlecht stammend und
über beste politische Beziehungen verfügend, von den Erträgnissen seiner Güter
leben mußte. Was ihn aber mit besonderem Groll erfüllte, war, daß diese
Herren liberal gesinnt waren und im Landtag die Opposition unterstützten.
Diese Verhältnisse war er nicht gewillt länger zu dulden. Das Opfer war vorallem
Ignaz Peter, der Oberhofgerichtsrat in Mannheim.

1840 war Karl von Rotteck gestorben, der hochangesehene Freiburger Universitätsprofessor
, als Gelehrter bekannt durch seine vielgelesene, im Geist der
Aufklärung verfaßte Weltgeschichte (9 Bände, 1812—1827) sowie das zusam-

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