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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 443
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ihnen anschließe, daß sich alle Bürger der Stadt unter Waffen stellten und
dann wenn nötig auf ein Signal zu Tausenden in die Stadt einziehen.

Die Herren waren unschlüssig, was zu tun sei. Man forderte Peter auf, selbst
nach Allensbach zu den Versammelten zu gehen, um sie von ihrem Plan abzubringen
. Doch dazu war er nicht bereit. Man hielt ihm vor, wenn er das Statthalteramt
nicht annehme, Bürgerblut fließen könne. Stockhorn dagegen empfahl
ihm, an der Regierung festzuhalten, solange er könne. Die bayrischen
Truppen stünden nicht mehr fern. Doch Peter verlangte von ihm keine Hilfe.

Der entscheidende Tag war der 17. April. Am Morgen versammelten sich die
Bürgermeister des Konstanzer Bezirks mit einigen Ausnahmen etwa 110—200
Mann im Wirtshaus zum „Sternen" jenseits der Rheinbrücke. Ihnen schloß
sich der Konstanzer Gemeinderat unter Führung von Huetlin an. Gemeinsam
zogen sie über die Rheinbrücke zum Regierungsgebäude in der Stadt. Dort
hatten sich bereits auf Grund einer Einladung von Peter die Mitglieder des Regierungskollegiums
zu einer außerordentlichen Sitzung versammelt. Jetzt erst
erfuhren sie, was sich am Vortage in Allensbach zugetragen hatte. Sie machten
Peter heftige Vorwürfe, warum er sie nicht früher verständigt habe, warum
er es unterlassen habe, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, vorallem warum er
keine Staffette nach Karlsruhe geschickt habe, um die Regierung zu benachrichtigen
. Der Streit entflammte erneut, als eine kleine Deputation von Bürgermeistern
im Regierungsgebäude eintraf, um die Herren einzuladen, mit ihnen
ins Stadthaus hinüberzugehen. Dort sollte ihnen durch die große Deputation
die Allensbacher Beschlüsse bekannt gegeben werden. Peter war bereit,
ihnen zu folgen, und schließlich schlössen sich ihm auch die übrigen Herren
an. Im Stadthaus hatten sich ungefähr 500—600 Menschen versammelt, alle
unbewaffnet. Nachdem Huetlin die Allensbacher Beschlüsse vorgelesen hatte,
fragte Peter die Anwesenden, ob das ihr Wille sei, worauf sie einstimmig mit
ja antworteten. Peter machte sie darauf aufmerksam, daß dieses ihr Unternehmen
Hochverrat sei und erinnerte sie an das Unglück, in das sie ihre Familien
stürzen würden, wenn sie darauf beharrten. Dessen ungeachtet erklärte
der zum Sprecher bestimmte Bürgermeister Sättele von Wollmatingen, daß
sich die Bevölkerung des Landes nicht länger beschwichtigen lasse, sondern
fest entschlossen sei, die ihnen stets „verkümmerten" Rechte und Freiheiten
sich um jeden Preis zu verschaffen. Schließlich könnten sie auch ihre Söhne
und Brüder, die mit Hecker ausgezogen waren, nicht im Stich lassen. Darauf
beriet sich Peter wieder mit seinen Kollegen und sämtliche erklärten sich bereit
, ihre Ämter niederzulegen. Der erste Schritt war getan.

Nun galt es Peter zur Annahme der Statthalterschaft zu bewegen. Als er sich
weigerte, steigerte sich der Sturm der Erregung unter den versammelten Landleuten
. Huetlin stellte ihm vor welche Folgen das habe, wenn keine Kreisregierung
mehr bestünde, das führe zu Anarchie, der Verwirrung sei Tür und Tor
geöffnet. Darum muß unbedingt eine Kreisregierung bestellt werden, bevor

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