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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 490
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Daß einige davon sich weit über die Grenzen unseres Dorfes hinaus durch ihr
Wirken einen Namen machten, ist ein Beweis dafür, daß ihre Arbeit nicht immer
erfolglos war.

Der älteste, heute noch greifbare Brücher war Johann Michael Fischer (1788—1858),
verheiratet mit Christine Reuter, der Tochter des Altenheimer Müllers Ludwig Reuter.
Nach den Eintragungen im Kirchenbuch verstand er, bei Diebstählen „das Rad zu drehen
." Dazu wurde entweder eine Wannmühle (Getreideputzmaschine) verwendet, oder
man hat einen Wagen „aufgebockt" und ein Hinterrad so schnell wie möglich in Drehung
versetzt. Dieses Raddrehen sollte einen Dieb veranlassen, das Diebesgut schnell
wieder zurückzubringen. Elisabeth Sengel, geb. Anselm (1807—1866) wurde auch in
der weiteren Umgebung Altenheims zu Rate gezogen und oft von Schwarzwaldbauern
mit dem Zweispänner abgeholt. Katharina Roth, geb. Fischer (1822—1890) verwendete
bei ihrer Arbeit eine Goldmünze und hatte in Mannheim und in Freiburg je einen Professor
in Behandlung; den letzteren besuchte sie immer nachts um 24 Uhr. Ein weiterer
auswärtiger Patient war Röder von Diersburg mit Wassersucht, der sich nach verschiedenen
wirkungslosen Kuren mit gutem Erfolg von ihr behandeln ließ und angeblich dafür
ein Honorar von 300 Mark bezahlte. Pfarrer Hansjakob schreibt in seinen Jugenderinnerungen
, daß sein Vater zu einer Naturheilkundigerin namens Roth nach Altenheim
gefahren sei. Auch ist sie einmal von zwei fremden Herren dazu angehalten worden
, ein Rezept zu schreiben. Es stellte sich heraus, daß es zwei fremde Ärzte waren, die
sie nachher anzeigten. Sie wurde tatsächlich auch kurze Zeit eingesperrt, hat aber nach
ihrer Entlassung trotzdem weitergearbeitet.

Christine Fels, geb. Fischer (1825—1890), und vor allem ihre Tochter Christine
Schwärzel, geb. Fels (1861—1931) waren eifrige Verfechterinnen der „Sympathiekuren
." Sie verschrieben auch Salben und Kräuter. Die letztere hatte viele elsässische
Kunden und schickte alle in die Apotheke „Diemer" in Straßburg, Schlossergasse 12.
Frau Schwärzel stellte bei ihren Beratungen eine Kaffeetasse auf den Tisch halb gefüllt
mit Wasser und ließ ein 10-Pfennigstück ins Wasser fallen. Wenn Tropfen herausspritzten
, wurden die Wünsche des Klienten erfüllt. In der Adventszeit mußte sie Sprüchlein
aufschreiben. Diese legte man im Stall aus, um Krankheiten zu verhüten. Bei ihren Patienten
wurden auch Peitschen und Sicheln unter den Strohsack gelegt, um böse Geister
zu vertreiben. Frau Schwärzel (genannt „Gärtneri") baute sich mit dem Erlös aus dieser
Tätigkeit die Gärtnerei im Laubertsweg.

Eine Brücheri, die sich ebenfalls Ende des vorigen Jahrhunderts über die Grenzen unseres
Dorfes hinaus einen Namen machte, war Marie Ursula Anselm, geb. Rinkel (1853—1912),
auch „Schaller Hänsi" genannt. Ihre Schwiegermutter war die Tochter des letzten Chirurgen
Johann Friedr. Zimmermann. Zusammen mit ihrem schon mit 45 Jahren verstorbenen
Mann betrieb sie im Hause ihrer Schwiegereltern, dem Chirurgenhaus, eine Kolonialwarenhandlung
.

Jakob Fischer V. (1849—1929) war hauptsächlich bei der Behandlung kranker Tiere erfolgreich
, wurde aber auch bei Diebstählen zu Rate gezogen; er drehte dabei das Rad der
„Wannmühle".

Eine Schwester von ihm, Katharina Fischer geb. Fischer (1864—1937) war ebenfalls Brücheri
. Der Vater der Beiden hat sich auf veterinärmedizinischem Gebiet hervorgetan.

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