http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0495
Christine Duchilio
Frau Duchilio ein Schreiben der deutschen Heilpraktikerschaft, Bezirksleitung
Karlsruhe: „Sehr geehrte Berufskameradin! Auf Anordnung der deutschen
Heilpraktikerschaft haben Sie sich am Mittwoch, den 24. Juli 1940
nachmittags 2 Uhr in Karlsruhe, Gartenstraße 3 II. Stock zur Ablegung einer
Prüfung einzufinden. Dieses Schreiben ist zu bestätigen. Heil Hitler, K. Hauer
"". Sie schrieb an die genannte Dienststelle, daß sie in der Vergangenheit
nie eine Entschädigung von ihren Kunden gefordert habe, auch in Zukunft
nicht fordern werde und daß sie zu der Prüfung nicht erscheinen wird. Man
hat sie daraufhin nie mehr behelligt.
Ihr Wirkungskreis war nicht kleiner als der ihres Vorgängers; auch sie hatte
viele Kunden aus dem Elsaß. Im Gegensatz zu ihrem Lehrmeister hielt sie aber
Sprechstunden ab im Kaffee Isemann in Offenburg und im Gasthaus zum Römer
in Straßburg. In den letzten Jahrzehnten, als sie körperlich weniger beweglich
war, holte sie der Chef der Straßburger Straßenbahnen jeden Dienstag
mit seinem Auto in Altenheim ab und brachte sie abends von Straßburg wieder
nach Hause. Gerade durch ihre Beziehungen zur Bevölkerung jenseits des
Rheins konnte sie in den notvollen Jahren nach dem letzten Krieg manchem
Einheimischen in französischer Gefangenschaft wertvolle Hilfe leisten.
Wie es Zeiten des Umsturzes so mit sich bringen, hat nach Einstellung der
Kampfhandlungen im letzten Krieg in der Bevölkerung Altenheims die Auseinandersetzung
mit den Parteigenossen und den Verantwortlichen des 3. Reiches
begonnen. Außer den Entnazifizierungsmaßnahmen waren damals auch
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