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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 310
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Ein Straßburger Fischer und Angehöriger der Straßburger Fischerzunft,
Leonhard Baldner, schrieb im Jahre 1666 ein „Vogel-, Fisch- und Tierbuch",
in dem er 46 Fischarten im Rhein aufzählt.13 Am Anfang steht der Stör:

„Ein Stör ist ein rechter Meerfisch, kompt auss der niderländischen See, doch seindt
derselben in 20 Jahren drey bey uns gefangen worden. Sie haben ein Fleisch hart und
grob, hornechte Schupen, dass Maul haben sie unden her, der letzte von diesen dreyen,
so Anno 1624 gefangen, war 9 Werkschuh lang (ein Schuh etwa 30 cm) und uff der
Fischerstub (in Straßburg) gezeigt worden.

Anno 1654, den 2. Januarii, ist in dem Missener (Meißenheimer) Bann abermal ein Stör
gefangen und uff der Fischer Stub gezeigt worden, der war 8 Werkschuh lang.

Anno 1655, den 3. May ist widerumb ein Stör in dem Altenheimer Bann gefangen worden
, der war 6 Schuh lang. . .

Anno 1663, den 14. May ist widerumb ein Stör gefangen worden im Eschawer Rhein,
der war 8 Schuh und 2 Zoll lang. Es hatt ein jeder Stör so lang Gedärm, so lang er ist,
und wird mann allzeit in sein Magen ein Steinel finden. . ."

Nach andern Quellen wurden bei uns zwischen 1764 und 1786 22 Störe gefangen
, Ende des 18. Jahrhunderts aber zwei bis drei jährlich von einem Zentner
Gewicht. Noch am 1. Juli 1916 ging einem Fischer bei Auenheim ein Stör ins
Netz, der über zwei Zentner wog und zwei Meter lang war. Die „Straßburger
Post" berichtete, daß Soldaten halfen, die schwere Beute zu bergen. „In der
Goldschmiedgasse (in Straßburg) kam das Fleisch für 2 Mark das Pfund zum
Verkauf, und der Kopf wurde im Fenster des Fischgeschäfts ausgestellt."14

Der Lachsfang

Die natürlichen Verhältnisse in der Rheinaue bedingten — wie eingangs
erwähnt — bis zur Tulla'schen Rheinkorrektion reiche Fangergebnisse der
Fischerei, auch wenn für die eigentliche Fischereipflege im heutigen Sinne
wenig geschah. Die Fischbestände wurden immer wieder durch die Zuwanderung
großer Wanderzüge ergänzt.

Wertmäßig trat die Kleinfischerei zwar hinter der am Stör und Salm (Lachs)
als den Königen der Süßwasserfische zurück, mengenmäßig aber nicht. Als
Nebenfische neben Stör und Lachs kamen Rheinforellen, Äschen, Barben,
Nasen, Hecht, Hasel und andere kleine Weißfischarten zum Fang. Nasen und
Barben waren die eigentlichen Brotfische des Oberrheinfischers.

Durch die Tulla'sche Rheinkorrektion, die Rheinregulierung, den Bau von
Oberrheinkraftwerken und Stauanlagen sowie durch die Einleitung von Abwässern
und Chemikalien ist die Lachsfischerei im Rhein heute praktisch zum
Erliegen gekommen. Schon vor dem letzten Krieg lag der Hauptertrag der
Fischerei fast ausschließlich in den kilometerlangen neben dem Rhein dahinziehenden
Altrheinen als Waideplätzen und Winterquartieren und der damit
verbundenen günstigen Gelegenheit zur Fortpflanzung der Rheinfische. Un-

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