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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 392
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rungen locker zu machen. Und mit den Lieferungen allein war es noch nicht
getan. Sie hätten ja nichts erbracht, wenn der Sprit tatsächlich vergällt worden
wäre. Um dies zu verhüten, waren infolgedessen auch erhebliche „Zuwendungen
" an das Hauptzollamt Kehl bzw. bestimmte Beamte notwendig. Naturgemäß
hat sich im Lauf der Jahre der Kreis der so „begünstigten" Beamten
enorm erweitert. Ich kannte z.B. einen Beamten, der schon lange von Kehl
nach Lörrach versetzt war, aber pünktlich jeden Monat einmal in Kork aufkreuzte
, um seinen Obolus abzuholen.

In diesem Zusammenhang Namen zu nennen, kann nicht anstößig sein, weil
alle etwaigen Straftaten längst verjährt und die Akteure wohl ausnahmslos
nicht mehr am Leben sind, es also mehr oder weniger um eine geschichtliche
Abhandlung geht.

Die Vertriebsorganisation

Die nächste große Aufgabe für Ernst Kiefer war nun der Vertrieb des so
erlangten Alkohols. Der erste Betrieb, der dazu geschaffen wurde, war die Firma
Badische Obst- und Weinbrennerei A.-G. Kork, die sich in der ehemaligen
Brauerei Hirth in Kork installierte. Sie erhielt schon bald einen Zweigbetrieb
in Achern. Einige Zeit danach entstand in Landau die Firma Pfalzbrennereien
A.-G. Ferner erwarb Ernst Kiefer in Kehl die Likörfabrik Dolfi A.-G. von
deren französischen Inhabern. Alle diese Firmen hatten wohl auch eigene Produktion
, dienten vor allem aber dazu, den Vertrieb des illegal erlangten Sprits
zu tarnen. Jeweils noch in der Nacht nach Entladung eines Kesselwagens in
Kork rollten die Lastwagen nach Kehl, Achern und Landau. Es erscheint heute
fast unvorstellbar, daß dieser „Betrieb" sich jahrelang so verhältnismäßig
öffentlich abwickeln konnte. Aber er tat's.

Versuch mit Tabak

Kiefer war, wenn er mit dem Spritgeschäft auch klar und bewußt in die Illegalität
ging, ein genialer Rechner, Planer und Organisator. Dem Sprithandel war
schon eine andere beachtliche Aktion von ihm vorausgegangen. Er hatte
gleich nach dem ersten Weltkrieg versucht, ein begrenztes Tabakmonopol in
seine Hand zu bekommen. In einigen badischen Landstrichen, so im Hanauerland
und Ried, wurde früher in einem nicht unerheblichem Umfang Tabak angebaut
. Der Absatz der getrockneten und gebündelten Tabakblätter erfolgte
meist so, daß ein Zigarrenfabrikant (meist aus Herbolzheim oder Emmendingen
) im Ort erschien und auf ortsübliche Weise bekannt machen ließ, an dem
und dem Tag wird am Bahnhof Tabak verwogen, und die Anlieferung kann
zum Preis von . . . RM je Zentner erfolgen. Von einem solchen Angebot wurde
fast ausnahmslos Gebrauch gemacht, schon weil eine andere Absatzmöglichkeit
so gut wie nicht bestand. Auf die Preisgestaltung hatten die Erzeuger bei
einem solchen Geschäftsablauf keinen Einfluß.

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