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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 406
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Oberharmersbacher Bürgerausschuß beschloß die Einrichtung einer Kochschule
mit drei Herden in der Schule Hub. Die Einweihung der Unterkunftshütte
auf dem Löcherwasen mit Musikkapelle und Gesangverein brachte
etwas Abwechslung in den Alltag (26. 6. 1921). Im September feierte die
Riersbacher Feuerwehr ihren 50. Geburtstag. Zwar ging es bei den Wehrkameraden
recht zünftig zu; man hatte in der Brauerei Schwarz, dem Vereinslokal
, nach dem Festgottesdienst ein Bankett arrangieren lassen, aber zum
Fest der Wehr hatte man angesichts der wirtschaftlichen Not keine auswärtigen
Vereine eingeladen.26 Dazwischen traf es aber immer wieder einzelne mit
harten Schicksalschlägen. Auf dem Markt in Haslach wurde Christian Haas,
Georgisenberg, von einem Pferd in den Unterleib getreten. Trotz Operation
starb er in der darauffolgenden Nacht am 5. 7. 1921. Nach dem Brand und
dem Verlust des ältesten Sohnes im Krieg war dies der dritte herbe Schlag, der
die Familie traf.

Die Landtagswahlen am 30. 10. 1921 brachten dem Zentrum enorme Stimmengewinne
. Die Sozialdemokraten verloren, ebenso die Demokraten. Erstmal
wählen vier Oberharmersbacher die KPD.27

Zunehmends beschäftigte die Menschen der Verfall der Mark an den Devisenmärkten
. Am 13. 9. 1921 mußten für 100 Schweizer Franken an der Devisenbörse
in Berlin 1.740 Mark bezahlt werden; für eine Mark erhielt man keine 6
Rappen mehr. Der Dollar machte ebenfalls hektische Sprünge (vom 20. 10. bis
zum 5. 11. 1921 von 149 auf 230 Mark, am 10. 11 bereits 303 Mark), der Goldpreis
stieg ebenfalls rapid: für ein 20-Mark-Stück zahlte die Reichsbank beim
Ankauf am 15. 11. 850 Mark. Das alles schien nur Vorgeplänkel zu sein, denn
jetzt begann das Notenkarussell sich erst richtig zu drehen. Die Inflation galoppierte
. Den Verfall der Währung haben die politischen Ereignisse im Reich
beschleunigt. Die Franzosen nutzten geringfügige Rückstände in Sachleistungen
, um ihre Politik gegen Deutschland durchsetzen. Am 11.1. 1923 besetzten
sie das Ruhrgebiet, auch Offenburg und andere Städte entlang des Oberrheins
. Die Bevölkerung reagierte mit passivem Widerstand, zu dem die
Reichsregierung aufforderte. Mit mehr gedrucktem Geld sollten die Streikenden
unterstützt werden, da man wegen der Abneigung der Weltöffentlichkeit
gegen das französische Vorgehen nur mit einem Kampf von ca. 3 Monaten
rechnete. Die Besatzer saßen jedoch am längeren Hebel, der Ruin der Währung
war vorprogrammiert. Hinzu kamen politische Unruhen, die das Vertrauen
in die ohnehin geschwächte deutsche Währung keineswegs stärkten
(Separatistische Bewegungen in der Pfalz, kommunistische Unruhen in Sachsen
, Hitler-Putsch in München). Zahlen von unvorstellbaren Ausmaßen geisterten
in den kommenden Monaten über die Zeitungsseiten. Die marode
Währung und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten schienen
alles in den Hintergrund zu drängen. Für viele begann ein Existenzkampf;
viele wußten heute nicht, von was sie morgen leben sollen. Betroffen waren

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