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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 422
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Wahlhandlungen6 zu Rate gezogen. Einige weitere Dokumente belegen die
Schwierigkeiten der Firma Schmider7 sowie die Geschichte der NSDAP-Ortsgruppe
.8 Allerdings ist die Quellenlage im allgemeinen dürftig. Über die
Geschichte der anderen Parteien findet sich im Stadtarchiv genauso wenig wie
über das Schicksal der aufgelösten Vereine. Vielleicht könnten auch die Vereinsarchive
der noch bestehenden Vereine etwas Licht in noch so manches
Dunkel bringen.

Neben dem Stadtarchiv wurde noch das Erzbischöfliche Archiv sowie das
Staatsarchiv, beide in Freiburg, benutzt.

//. Die Kräfteverhältnisse der Parteien in Zell — der reichs- und landespolitische
Hintergrund

Neuerungen im Wahlsystem: Frauenstimmrecht und Verhältniswahl

Das parlamentarische System der Weimarer Republik brachte für das politische
Kräfteverhältnis der Parteien entscheidende Neuerungen.

Bei der letzten Reichstags wähl im Kaiserreich 1912 waren in Zell gerade 447
Männer wahlberechtigt.9 Die Weimarer Verfassung brachte nun erstmals den
Frauen das uneingeschränkte Stimmrecht. Da außerdem in den letzten Jahren
1912—1919 relativ starke Jahrgänge das Wahlalter erreichten, schnellte die
Zahl der Wahlberechtigten zur Wahl der deutschen Nationalversammlung auf
1161, bei der Wahl zur badischen verfassunggebenden Versammlung gar auf
1246 hoch.

Welchen Parteien kam nun das Frauenstimmrecht besonders zugute? Zwei Ergebnisse
geben hierüber eindeutig Auskunft:

Bei der Reichstagswahl am 6. Juni 1920 stimmten in Haslach i.K. Frauen und
Männer in getrennten Wahllokalen ab. Dabei ergab sich folgende relative Verteilung
: Setzt man den Anteil, den eine Partei bei den Männern erzielt hat,
gleich 100, so erhielten sie bei den Frauen:

Zentrum: 188; DNVP: 175; DVP: 82; DDP: 60; SPD: 57; USPD: 43.10 Das
bedeutet, daß lediglich die relativ schwache Deutsch-Nationale Volkspartei,
die vorwiegend von Landwirten und Evangelischen gewählt wurde, neben dem
Zentrum bei den Frauen besser abschnitt als bei den Männern. Die anderen
Parteien, die das liberale Bürgertum vertretenden Deutsche Volkspartei und
Deutsche Demokratische Partei sowie die beiden sozialdemokratischen Parteien,
verloren durch die Frauenstimmen.

Ein ähnliches Bild ergab sich bei der einzigen Wahl, bei der in Zell getrennt
nach Geschlechtern abgestimmt wurde: bei der Reichspräsidentenwahl von

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