Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 425
(PDF, 91 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0425
Um die verwirrende Zahlenvielfalt16 etwas zu ordnen, seien die Parteien in vier
Gruppen eingeteilt:

— Die Arbeiterparteien, die damals unter dem Begriff „marxistisch" zusammengefaßt
wurden, d.h. die SPD, KPD sowie davon abgesplitterte Gruppen

— die konfessionellen Parteien, vorwiegend natürlich das Zentrum, aber auch
die „Christlich-Soziale Reichspartei" (CSRP) und der „Evangelische Volksdienst
" (EDV). Die CSRP, die überregional ohne Bedeutung blieb, erreichte
in Zell bei der Wahl 1928 immerhin 45 Stimmen. Diese lokalen Erfolge rührten
von ihrem Spitzenkandidaten in Baden her: August Lehmann, gebürtig aus
Oberharmersbach, Missionsprokurator, Pfarrer in St. Blasien. Seine Auseinandersetzungen
mit dem Zentrum werfen ein Licht auf die Unzufriedenheit
mit dem Alleinvertretungsanspruch der gläubigen Katholiken durch diese Partei.

— Die liberalen und gemäßigten bürgerlichen Parteien, deren jeweilige Stellung
zur Weimarer Verfassung sehr unterschiedlich war. Während die DDP17,
die in der Anfangsphase das republikfreundliche Bürgertum allein vertrat,
stets ein Anhänger des Parlamentarismus war, war die Position der beiden anderen
„weltanschaulichen" Parteien nicht eindeutig: die von Großindustriellen
beherrschte DVP bekannte sich in der Ära Stresemann (bis 1929) unzweideutig
zur Republik; danach tendierte sie unter dem Einfluß stark rechts
orientierter Industrieller zum autoritären Führerstaat, zunächst unter Hinden-
burg. Daneben gab es noch zahlreiche „Interessensparteien", wie z.B. die
„Wirtschaftspartei" (WP oder „Reichspartei des deutschen Mittelstandes")
oder die „Volksrechtspartei" (VRP, eigentlich „Reichspartei für Volksrecht
und Aufwertung"), die vorgab, die inflationsgeschädigten kleinen Sparer zu
vertreten. Nicht zu vergessen sind auch die diversen Landvolkbewegungen
und Bauernparteien.

— die völkischen und rechtsextremen Parteien, unter denen die NSDAP eine
führende Rolle übernehmen sollte.

Analyse der Wahlergebnisse

Trotz der Vielzahl der Parteien lassen sich die Ergebnisse relativ einfach deuten
, wenn man die sozialen Merkmale, die die Wahlentscheidung des einzelnen
hauptsächlich bestimmen, berücksichtigt.18 Für Zell sind dabei drei Determinanten
entscheidend: über 90% der Bevölkerung sind katholisch, in Zell
existiert ein ausgeprägtes Arbeitermilieu, Handwerk und Landwirtschaft sind
stark entwickelt, jedoch herrscht der mittlere oder Kleinbesitz vor.

425


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0425