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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 483
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beinskulptur aus dem 10. Jahrhundert sowie
2 Zyklen von Glasmalerei in das Verzeichnis
national wertvollen Kulturgutes hat eintragen
lassen. Damit waren sie der freien Verfügungsgewalt
des Eigentümers entzogen.
Die Elfenbeinskulptur kommt aus der Hofschule
Karls des Großen und zeigt die Himmelfahrt
Christi. Sie ist nach dem Urteil von Fachleuten
für die gesamte deutsche Kultur und
Kunstentwicklung von Bedeutung. Von den
beiden Zyklen der Glasmalerei stammt der eine
aus der Pfarrkirche von Dühren bei Sinsheim
an der Eisenz, der andere aus Ottersweier.
Der Ottersweirer Zyklus ist der Rest der spätmittelalterlichen
Chorverglasung der dortigen
Pfarrkirche. Die acht Rechteckscheiben wurden
zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Straßburg
angefertigt und zwar im unmittelbaren
Umkreis von Hans Baidung Grien, der damals
in Straßburg wirkte. Sie stellen dar Johannes
Ev. und Johannes Bapt., eine Madonna im
Strahlenkrant auf der Mondsichel, Christopherus
mit dem Stifter Wolf von Windeck,
Anna Selbdritt mit der Stifterin Anna von
Thann, die hl. Ursula mit der Stifterin Ursel
von Fleckenstein, den hl. Hieronymus mit dem
Stifter Hans Bock, schließlich den hl. Georg
mit dem Stifter Georg von Bach. 1838 wurden
diese Tafeln Großherzog Leopold geschenkt,
der sie im Rittersaal der Burg Neueberstein anbringen
ließ. Dort finden sie sich noch heute.
Nach Meinung des entscheidenden Gerichts
haben diese Zeugnisse. . . „eine herausgehobene
Bedeutung für die Region, so daß ihre
Abwanderung ein wesentlicher Verlust wäre.
Im übrigen ist die deutsche Geschichte im allgemeinen
und die Kulturgeschichte im besonderen
bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wesentlich
auch eine Geschichte der Regionen
und ihrer politischen und kulturellen Besonderheiten
".

Schmid, der ein vorzüglicher Kenner der Säkularisation
in Baden ist, erinnert daran, daß die
Beseitigung der geistlichen und kleineren weltlichen
Territorien sich aus einer politischen
Notwendigkeit heraus rechtfertigen lasse, daß
aber die Ausplünderung und Vernichtung der
Klöster ein Unrecht war, ein Rechtsbruch, daß
demnach auf den angeeigneten Kunstgegenständen
eine soziale Hypothek laste, eine Sozialpflichtigkeit
bestehe, die es verbietet, diese
Gegenstände der freien Verfügung des einzelnen
zu überlassen. Auf sie hat auch ein Anrecht
das Volk. Darum schlägt Schmid vor, sie
leihweise einem der badischen Museen einzuverleiben
.

H. Sehn.

Geroldsecker Land. Jahrbuch einer Landschaft
Heft 29.

Herausgeber der Ortenaukreis. Schriftleitung
und Gestaltung Rudolf Ritter. Lahr.

Unter den zahlreichen Beiträgen des reich mit
Bildern ausgestatteten Jahrbuchs sei auf einige
Arbeiten geschichtlichen Inhalts hingewiesen.
Einen interessanten Einblick in die alemannische
Frühzeit der Lahrer Gegend vermittelt die
Arbeit von Steffi Karius-Berg, „Ein merowin-
gerzeitliches Grab in der Kirche St. Peter von
Lahr-Burgheim". Es handelt sich um ein Frau-
engrab an der Nordseite im Innern der Kirche,
das ungestört blieb. Dank seiner reichhaltigen
kostbaren Grabbeigaben ist es der Verfasserin
durch Vergleiche möglich, das Grab in die Zeit
nach der Schlacht von Zülpich zu datieren. Es
muß sich um eine sehr reiche hochrangige Frau
gehandelt haben. Die Verfasserin vermutet,
daß Burgheim damals ein merowingischer Herzogssitz
war, daß die herrschende reiche Oberschicht
über ausgedehnten Landbesitz verfügte
und einen weitläufigen Handel durch Austausch
von Naturalien unterhielt.
Philipp Brucker geht in seinem Beitrag den
„Spuren der Geroldsecker im Elsaß" nach.
Wer die Überschrift liest, denkt zuerst an die
beiden Burgen Groß- und Klein-Geroldseck in
der Nähe der Ruine Hoh-Barr oberhalb von
Zabern. Sie wurden errichtet zum Schutz des
Klosters Maursmünster und gehörten einem el-
sässischen Adelsgeschlecht, das nichts mit den
Geroldseckern von der Hohengeroldseck zu
tun hat und 1390 ausstarb. Brucker geht den
Spuren jenes Geschlechtes nach, das die Hohengeroldseck
sowie die Lahrer Tiefburg erbaute
, das sich im Elsaß größere Herrschaftsgebiete
erwarb (Erstein, Marlenheim, Reichshofen
u. a.) und deren bedeutendster Vertreter
Walther von Geroldseck war. Viele sichtbaren
Spuren sind allerdings nicht mehr zu finden,
aber die Erinnerung ist noch lebendig, zumal
Bischof Walther von Geroldseck in der
Schlacht von Hausbergen durch die Stadt
Straßburg besiegt wurde.
Unter der Überschrift „Das Elend dieser Zeit"
veröffentlicht Hubert Kewitz den Bericht des

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