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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 485
(PDF, 91 MB)
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Den Zeitraum zwischen dem Investiturstreit
und dem Interregnum bearbeitet ebenfalls
Klaus Schubring. Er folgt den Spuren der
Salier, Zähringer und Staufer am Oberrhein
und entwickelt, wie nach dem Abschluß der
Rodungs- und Besiedelungsepoche neue soziale
Gruppen entstanden.

Horst Buszello wendet sich in seinem Aufsatz
über die oberrheinischen Territorien strukturellen
Problemen zu und verzichtet, was für die
Zeit zwischen 1200 und 1700 nicht ganz unbedenklich
erscheint, auf Kriegsgeschichte. Nach
einer Darstellung der „Genese und Morphologie
der Territorien" behandelt der Verfasser
ein ungewöhnliches Thema, die den absoluten
Fürsten einschränkende Tätigkeit der Landesstände
. Ein Bericht über die Schweizer Eidgenossenschaft
schließt dieses Kapitel ab.
Horst Buszello referiert auch über das Zeitalter
der Glaubensspaltung. Er verweist auf die Bedeutung
der süddeutschen Städte für die Verbreitung
der Lehre Luthers, aber auch auf die
Stützpunkte der Gegenreformation in Vorderösterreich
und den Jesuitenkollegien des Elsaß,
Badens und der Pfalz. Den ideologischen Einfluß
des neuen Glaubens auf den Bauernkrieg,
dessen vielfältiger Verlauf am Oberrhein dargelegt
wird, sieht der Verfasser begrenzter als
andere Forscher.

Wolfgang Hug untersucht die allgemeinen
Veränderungen um 1800 als Folgen der Reformen
Josephs II. und der Französischen Revolution
von 1789. Als wichtigste Ergebnisse
stellt der Autor fest, daß sich das Bürgertum
endgültig als Elite stabilisierte und sich der
moderne Verwaltungsstaat durchsetzte.
Lassen sich diese Ereignisse nur in einem geringen
Maße als oberrheinische Sonderentwicklungen
ansehen, kann Franz Laubenberger an
der Bildung des Großherzogtums Baden den
Aufbau eines zwar typisch modernen, aber in
seiner Form doch eigenartigen Staates aufzeigen
. Wie kluge Politiker aus höchst unterschiedlich
gewachsenen Landesteilen ein von
allen anerkanntes Gemeinwesen schufen, stellt
der Verfasser eindrucksvoll dar.
Daß dieser neue Staat doch nur aus einem absolutistischen
Willensakt zustande gekommen
war, die moderne Verfassung von 1818 durch
restaurative Beamte nur halbherzig verwirklicht
wurde, führte neben anderen Ursachen
zur badischen Revolution von 1848/49. Paul
Rothmund widmet sich diesem Lieblingsthema

der neuesten badischen Geschichtsschreibung.
Er findet „die Wiege" der deutschen Parteien
schon im badischen Landtag, beurteilt die politischen
Fähigkeiten der badischen Revolutionäre
sehr differenziert und verschweigt auch
den Hauptgrund des Scheiterns nicht: die Zufriedenheit
der Basis mit den bestehenden Verhältnissen
.

Was während der Weimarer Republik in Baden
anders verlief als im Reich, stellt Thomas
Schnabel zusammen; er nennt dabei die zum
Teil bürgerlichen Arbeiterräte, eine eher revisionistische
SPD, die mit der linksliberalen
DDP und dem Zentrum bis 1932 für eine kontinuierliche
Regierungspolitik sorgte, eine
unsichere NSDAP, die in dieser Zeit mühsam
nach Anhang und Organisation suchte.
Noch weniger als während der Republik kann
man im 3. Reich von einer „südbadischen Politik
" sprechen. Die lokalgeschichtliche Aufarbeitung
des Themas läuft allerdings erst an.
Was Thomas Schnabel aus den bereits vorliegenden
Ergebnissen zusammenträgt, ergibt zumindest
für die Zeit vor der endgültigen
Gleichschaltung keineswegs ein einheitliches
Bild. Ausführlich untersucht der Verfasser das
zunächst gute Verhältnis der Freiburger Amtskirche
zu dem neuen Staat und ihre spätere
Haltung gegenüber Judenverfolgung und Euthanasie
. Auch die schicksalshaften Wirkungen
der Gewaltherrschaft im Elsaß werden in den
Rahmen dieses Beitrags einbezogen.
In seiner Arbeit über das Kriegsende rückt Elmar
Krautkrämer die militärischen Ereignisse
in den Mittelpunkt, die von erheblichen diplomatischen
Spannungen zwischen den Alliierten
begleitet wurden. Bemerkenswert ist der Versuch
Krautkrämers, das Verhalten der französischen
Besatzungsmacht am Beispiel Freudenstadt
nüchtern zu beurteilen.
Die Politik der Besatzungsmächte nimmt Elmar
Krautkrämer im letzten Beitrag des Bandes
über die „Neugestaltung des Südwestens"
wieder auf und erörtert die unterschiedlichen
Konzeptionen der Amerikaner, Franzosen und
deutscher Politiker mit ihren zum Teil utopischen
Formen; sie alle mündeten, wenn auch in
Geburtswehen, im Südweststaat.
Der Band geht auf eine Vortragsreihe zurück,
daher kennzeichnen Konzentration und Zwang
zur Auswahl die Beiträge. Umsomehr muß
man bewundern, wie viele Einzelinformationen
geliefert und Probleme aufgeworfen wer-

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