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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 49
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das Versagen seines Augenlichts beendete im Spätjahr 1960 abrupt die Arbeit
von Ernst Ochs an seinem Lebenswerk, dem Badischen Wörterbuch, das er zu
Anfang seiner Tätigkeit und noch lange danach noch selbst glaubte fertigstellen
zu können. Am 12. Januar 1961 starb der beste Kenner der badischen
Mundarten, dem man 1958 noch für seine profunde wissenschaftliche Tätigkeit
das Bundesverdienstkreuz verliehen hatte.

Mit seiner Ortenau war dieser heimatliebende Mann auf besondere Weise verbunden
. Das kommt in schöner Weise zum Ausdruck in dem Aufsatz, den er
1929, und, etwas erweitert, 1960 für diese Zeitschrift über die Mundarten der
Ortenau geschrieben hat.3 Wie er das je Eigene der Mundarten der nördlichen
und der südlichen Ortenau und ihre spezifische Geeignetheit für bestimmte Arten
der mundartlichen Volksliteratur charakterisiert und fast poetisch dargestellt
hat, muß man zitieren: „In der südlichen Ortenau gedeiht der Schwank,
lebt der Geist des alten Reinhard Fuchs; einem großen Mundartdichter dieser
Gegend müßte ein neuer Eulenspiegel besonderen Schlages glücken. Die
Mundart der nördlichen Ortenau ist rein gefühlsmäßiger, sangbarer Äußerungen
fähig, aber ihr Bestes leistet sie im Dienst der Volkssage; traurig tönt es
aus ihr wie aus rotem Gemäuer im frühlingsgrünen Wald; mit Wunderaugen
schaut sie dich an, wie die schönen braunen Mädchen zwischen Renchen und
Steinbach."4

Hier darf man daran erinnern, daß Ochs selbst ein Bändchen mit eigenen
Anekdoten und Schwänken herausgebracht hat und sich damit als ein Meister
dieser kurzen und hintergründigen Form erwies.5

Ähnlich plastisch schrieb er 1940 in einem weiteren Aufsatz über den oberrheinischen
Sprachraum: „Das Badische und das Elsässische zusammen machen
erst die oberrheinische Volkssprache aus . . . Nachdem ich den
Wortschatz immer wieder durchgearbeitet habe, kann ich getrost erklären: Auf
der ganzen Strecke von Basel bis gegen Mannheim, rechts und links des
Stroms, ist jeder Versuch, einen starken Gegensatz zwischen Alemannisch und
Fränkisch herauszustellen, nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern auch
sprachwissenschaftlich falsch. In diesem Raum wohnen seit vielen Jahrhunderten
weder schroffe Alemannen noch schroffe Franken, sondern allenfalls
Oberländer und Unterländer, insgesamt aber oberrheinische Deutsche. Deren
Sprachlandschaft hat ein starkes Gefäll gegen Nordwesten, eine reiche Gliederung
, eine schön gewirkte Mannigfaltigkeit. Südliche Grundzüge sind von
nördlichen Farben überlagert, rheinabwärts immer inniger mit ihnen verbunden
und verlieren sich schließlich ganz unter ihnen. Die Art und Reihenfolge
der einzelnen Gefällstufen dieses Sprachraums sind dem Elsaß und Baden völlig
gemeinsam; jede elsässische Eigenheit, jede innerelsässische Mundartgrenze
setzt sich rechts des Rheins fort, meist weiter stromabwärts."6

Nachdem er schon seit 1927 einen Lehrauftrag an der Universität wahrgenommen
hatte, ehrte diese ihn und sich 1946 durch die Verleihung einer Honorar-

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