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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 70
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Hundsfeld

Aspekte einer Namensdeutung
Erwin Dittler

Als 1967 eine angesehene Tageszeitung einen bis heute unvergessenen haarsträubenden
Artikel unter der Überschrift „Landschaft für Morde" brachte
und der Journalist über die Ortsnamen der „verstockten Dörfer" Goldscheuer,
Altenheim und Ichenheim hochgestochen schrieb, daß sie von Thomas Mann
in einer Tüftlerlaune hätten erfunden werden können,1 hatte sich seine Phantasie
sehr wahrscheinlich an Namen der „Mortenau" oder an dem Ichenheimer
„Mörderfeld" entzündet. Vielleicht kannte er aber auch die Geschichte von der
Hinrichtung der Hundsfelder „Mördergesellschaft" im Jahre 1540. Möglicherweise
war er auf den Ausspruch von Sebastian Münster in dessen „Cos-
mographia" vom Jahre 1550 gestoßen: „Die Gegend heißt Mortnaw, ligt an
einem Gebirg und rinnt die Kinzig dadurch, hat vor Zeiten die Ortnaw geheißen
, aber von wegen der Mörder, deren vil darinn gewesen ... hat es diesen
Namen die Mortnaw."2

Der alte Gauname vermochte natürlich ebenso spektakuläre Deutungen auszulösen
wie der Flurname Mordkammer in der Pfalz, der sich nach älteren Belegen
aus „Moorkammer" entwickelte.3 Entsprechende Ableitungen kennen wir
auch für die „Mortenau".

Was nun die Hundsfelder betrifft, so hat Graf Philipp von Hanau-Lichtenberg
1540 angeblich zwanzig an einem Tag in Lichtenau hinrichten lassen, doch
Beinert vermerkt dazu, daß es sich möglicherweise um eine spätere Überlieferung
der Aburteilung in Straßburg handelt.4 Tatsächlich hatte man fast ein
Dutzend der Bande erwischt, darunter einen Ortenberger Wirt und den Schultheißen
von Eckartsweier. Ein Teil wurde zu Tode gerädert, ein anderer mit
dem Schwert hingerichtet. Im Hinblick auf die ihren Geständnissen vorangegangenen
Folterungen bemerkt Beinert kritisch: „Wie viele der armen Hundsfelder
wirklich Verbrecher waren, konnte auch nicht durch die Folter
festgestellt werden." Der Chronist Sebald Büheler behauptete allerdings, daß
in dem Dorf alle Mörder gewesen seien, mit Ausnahme des Priesters und des
Sigristen. Das einst so bedeutende Dorf, welches nach Schätzung von Beinert
1482 noch etwa 32 Häuser umfaßte, zählte 1544 nur noch 2 Bürger und eine
Witwe. Es mag dahingestellt bleiben, ob nun von den einfachen Leuten gerade
die Hundsfelder allein, „dieser Abschaum der Menschheit",5 der Schrecken
der Gegend waren, denn Friedrich Metz bemerkte beispielsweise, daß Ichters-
heim über das unterelsässische Rheindorf Dalhunden nicht viel Gutes zu berichten
wußte: „Dalhunden ist ein schlechtes Fischer-Dörffel, zwischen einem

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