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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 100
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Hundshafen und Hundebalje

In weiterer Entfernung stieß Hornung bei St. Goar auf einen Hundshafen
(„wohl kaum Wellenhafen"), in Schleswig auf einen Hundshovel, bei Cuxhaven
-Döse fand er die sogenannte Hundebalje und südwestlich von Berlin den
Hundekehlensee und den Hundekehlengrund, schließlich am Bodensee an der
Anlegestelle der Fähre nach der Insel Reichenau bei Allensbach einen erratischen
Block als Hundsstein, wo dem Anschein nach die Fährboote früher befestigt
wurden.

Gehen wir einmal einigen Hinweisen nach. In St. Goar hat man folgende Erklärung
bereit: „Vor Anlegung des heutigen ,Hafen Hund' oder ,Hafen Hunt'
befanden sich dort Steine, die wie Hunde aussahen. Diese Stelle wurde von
den Rheinschiffern ,am Hund/Hunt' bezeichnet. Der Name wurde dann für
den Hafen übernommen. Eine Fährverbindung an der Stelle des heutigen Hafen
Hunt hat in früheren Zeiten nicht bestanden."124 Was Schleswig anbelangt
, so konnte das Landesarchiv Schleswig mangels einer genaueren Angabe
nur allgemeine Angaben machen: „Hund kann einmal ein altes Landmaß bezeichnen
, etwa 100 Quadratruten. Dabei handelt es sich um das alte Zahlwort
für hundert, vgl. lat. centum. Dazu gibt es Zusammensetzungen wie en Hunds-
läng oder en Hundstück. Sonst bezeichnet Hund- in Orts- und Flurnamen direkt
oder in übertragener Bedeutung meist das Tier. Hovel im Mittelniederdeutschen
und Höwel im Neuniederdeutschen bezeichnet einen Hügel, eine
kleine Erhebung."125 Zur „Hundebalje" führt das Stadtarchiv Cuxhaven nach
Auskunft des erfahrenen Vermessungsingenieurs Karl Koopmann aus, daß die
Bezeichnung auf die in vergangener Zeit dort gewesenen zahlreichen Seehunde
zurückgehe.126

Zur Bezeichnung Hundekehle-See - ein 7,3 ha großer See am Grunewald —
zitiert das Landesarchiv Berlin: „Es wird vermutet, daß der Hundekehlesee
mit dem 1567 genannten Rotsee, 1598 den halben Rotsehe, identisch ist. Darüber
hinaus geht die etymologische Deutung wieder auf den mittelniederdeutschen
Sprachgebrauch zurück: ,hunt' = Maß, Ackermaß, 1/6 Morgen bzw.
ein Unterteil eines Morgens und ,kele, keeP = Schlucht, Bergenge. Diese Interpretation
unterstreicht sehr gut den natürlichen Charakter des Geländes, in
dem der Hundekehlesee liegt." Dazu aus „Berlins Straßennamen": „Der Name
ist von einem Begriff abgeleitet, der soviel wie .Sammelstelle der Hundemeute
zur Treibjagd' bedeutete." Das sich vom Grunewald-See nach Nordost
hinziehende Hundekehlenfenn ist Teil einer ehemaligen, heute verlandeten
Seerinne.127 Was Allensbach betrifft, so ist weder dort noch auf der Insel Reichenau
ein „Hundsstein" bekannt.128

Die Ausbeute ist also nicht so bemerkenswert, wie die Aufzählung bei Hornung
zunächst vermuten ließ.

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