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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 160
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gerechnet88. Sämtliche Gerechtsame, die die Hüffel hatten oder sich im Laufe
der Zeit zu ihren Gunsten ergeben hatten, nahm der Bischof wieder in seine
Gewalt, ebenso alle noch offenen Schulden und die seit letztem Martini-Tag
angelieferten oder noch ausstehenden Gefälle. Alle Schriften und Dokumente
bezüglich der Pfandschaft waren sofort auszuhändigen, die Pfandsumme war
innerhalb der nächsten vier Wochen zu erledigen89, was auch bis Anfang Juni
erfolgte.

Zur Huldigung der Untertanen reiste der geschworene Notar Jakob Simon Ge-
orgy im Auftrag des Bischofs ins Tal. Mit dabei waren die Deputierten Heinrich
von Eselheim, der bischöfliche Hofmarschall, und Mathias Grundschütz,
die als Zeugen den Huldigungseid protokollieren sollten90.

Doch so schnell ließ sich dieser Akt nicht durchziehen. Die Delegation, die
morgens von Gengenbach kommend, gegen 10 Uhr von der Talobrigkeit empfangen
wurde, sah sich mit Leuten konfrontiert, die argwöhnisch auf die weitere
Entwicklung blickten. Die Nachbarstadt hatte den Schultheiß, den Stadtmeister
und Stadtschreiber geschickt, um die im Tal angestammten Rechte zu
reklamieren, vor allem den Einzug des Pfundzolls. Das Hin und Her um die
Rechte der Einheimischen bzw. des künftigen Pfandherrn dauerte über vier
Stunden und erinnert durchaus an kleinlichen politischen Hickhack, wobei
Verhandlung und Ergebnis in keinem Verhältnis stehen.

Georgy wiederholte die Bestimmungen der bisherigen Pfandschaft. Er machte
klar, daß außer den jährlichen Zinsen und Gefällen auch noch die 400 fl einzufordern
seien, die Harmersbach noch den Hüffel und Consorten schulde. Der
Vogt und das Gericht verließen daraufhin die kleine Ratsstube und informierten
die vor dem Rathaus versammelten Bürger, was der Bischof „von ihnen
gehabt und von rechts wegen haben solle".

Bei der Rückkehr erklärte der Vogt der Delegation, daß sie 1660 zusammen
mit den Zellern dem Grafen von Sulz als Stellvertreter des Kaisers gehuldigt
hätten91. Außerdem forderte er sie auf, „zu entdecken, worin ihre alten ge-
rechtigkeiten oder daß alte Herkomen bestehen solle und wo ihnen solche nicht
gesagt würden, wollten sie sich darwider sezen", notfalls auch den Kaiser um
Hilfe anrufen. Nach der Übergabe des Eides waren der Vogt und seine Zwölfer
noch immer nicht von den anscheinend redlichen Absichten des Bischofs
überzeugt. Nachdrücklich verlangte man neue Unterlagen, die die Rechte des
Bischofs eindeutig begrenzen. Da das Gerücht kursierte, der Bischof wolle einen
Amtmann im Tal einsetzen, beharrten die Harmersbacher auf den kaiserlichen
Privilegien, die man sich nicht nehmen lassen wollte.

Langsam wurde es den Deputierten zu bunt. Sie zeigten sich ärgerlich über
derartig lange Vorreden. Sie könnten jetzt nicht entscheiden, was der Talbevölkerung
zustehe, es werde ihnen aber auch nichts genommen. Die mißtrauischen
Harmersbacher bildeten einen sechsköpfigen Ausschuß zur weiteren

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