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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 163
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eine rasche Klärung war nicht zu denken, weil man sich „mit der allgemeinen
Defensions-Materie wider den Erbfeind Christlichen Nahmens ob summam in
mora periculum bishero beschäfftiget"101. Am 20. 10. 1689 trug Georg Mey-
erhoffer aus Zell das Harmersbacher Anliegen in Augsburg vor, wobei ein wesentlicher
Teil seiner Argumentation die vergessene Wiederlösung der
Harmersbacher Pfandschaft ausmachte. Die Afterpfandherren bzw. der Bischof
hätte das Tal widerrechtlich behalten102. Unrechtmäßigerweise hatte
der Pfandschaftsinhaber die Abgaben auf 140 fl dem Tal „abgenöthiget"103.
Für den Bischof ergab sich nach Auffassung der Bittsteller kein nachteiliges
Präjudiz, weil er hier nach privaten Interessen gehandelt hatte und die Afterpfandschaft
nie in bischöflicher „Fundation" gestanden hatte, sondern zur Zeller
„Hauptversatzung" gehörte. Der „grundt erarmbten Statt und Thal" — Zell
wollte also dem Tal bei der Wiederlösung helfen — müßte doch endlich von
sehen des Reiches diese ungebührlichen Beschwerden genommen werden,
denn ein so armer Ort könne von sich aus nicht zu seinem Recht kommen.

Daß jetzt die Frage der Pfandschaft auch auf höchster Ebene diskutiert wurde,
hing mit erneuten kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem westlichen
Nachbarn zusammen. Nur wenige Jahre nach dem Ende des 30jährigen Krieges
geriet die Ortenau wieder zwischen kriegführende Parteien104. Als 1674
Kaiser und Reich an der Seite der Holländer gegen Frankreich in den Krieg
eingriffen und damit die Wiedergewinnung des Elsaß erreichen wollten, belasteten
Truppendurchzüge und Einquartierungen die Ortenauer Bevölkerung.
Der Friede von Nimwegen im Jahre 1679 ließ die beabsichtigte französische
Expansion Richtung Rhein deutlich werden. Das Reich mußte empfindliche
Einbußen hinnehmen, u.a. blieben Freiburg und Kehl in französischer Hand.

Ludwig XIV. setzte trotz des Friedensschlusses seine Annexionen fort. Das
Elsaß ging restlos an Frankreich, 1681 riß er Straßburg an sich. Es war nur
eine Frage der Zeit, wann die Territorien der Ortenau mit einem erneuten
Waffengang überzogen wurden. 1688 ließ der französische König auf dem Regensburger
Reichstag den Krieg erklären (Beginn des Pfälzischen Erbfolgekrieges
). Die Ortenau mußte unsägliche Leiden und Zerstörungen über sich
ergehen lassen. Neben zahlreichen kleineren Ortschaften, die teilweise bis auf
wenige bewohnbare Häuser gänzlich ruiniert waren, gingen auch Offenburg
und Gengenbach in Flammen auf. Zell a.H. und das Harmersbachtal blieben
von der französischen Zerstörungswut verschont105. Selbst als sich der
Kriegsschauplatz nach Norden verlagerte, spürte die Bevölkerung die kriegerischen
Auseinandersetzungen. Man war der französischen Willkür schutzlos
ausgeliefert.

Der Krieg mit Frankreich verhalf den Harmersbachern zu einer nicht erhofften
Gunst am Hofe des Kaisers. Der Einfall der Franzosen in das Kinzigtal ließ
die Einsicht aufkommen, daß rechtsrheinischer Besitz des Bischofs dem Reich

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