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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 196
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Ratschläge für Auswanderungswillige, Erkundigungen nach dem Leben daheim
, die Meldung vom Tode eines Bekannten, persönliche Mitteilungen an
die Angehörigen, an Bekannte im Heimatdorf.

Der erste Brief stammt von dem 1833 heimlich ausgewanderten Johann Baptist
Billharz (* 29. 07. 1812). Gerichtet ist der Brief an seinen Vater Mathias Billharz
(1790-1863) und seine Mutter Katharina, geb. Zehnle (1788-1852), an
seine Geschwister und an seine Schwiegereltern. Briefstil als auch die im Brief
und Unterschrift unterschiedlich zum Ausdruck kommende Handschrift legen
die Vermutung nahe, daß der Brief nicht von Johann Baptist Billharz selbst,
sondern von einem beauftragten Schreiber geschrieben wurde.

Mit Ausnahme der Rechtschreibung werden die Briefe im Wortlaut und grammatikalisch
unverändert wiedergegeben.

Washington, South River, 3. August 1838
Liebe Eltern, Geschwister und Schwiegereltern!

Eueren Brief vom 1. Juni kam den 12. Juli in New York an, von wo ich ihn am 2. dieses
Monats erhielt. Mit Freude haben wir daraus entnommen, daß Ihr noch alle gesund
seid, wofür wir auch ein herzliches Gott-sei-Dank sagen wollen. Auch in betreff unserer
können wir Euch die nämliche Versicherung geben, nur war mein jüngstes Mädchen
vor einiger Zeit gefährlich krank, so daß wir glaubten, es verlieren zu müssen.
Die Schnelligkeit, womit mein letzter Brief lief, hat mich und alle, die es erfuhren, in
das größte Erstaunen versetzt, denn es ist kaum zu glauben, daß er von New York bis
in Euere Hände die Reise in vier Wochen gemacht haben soll.

Ich will mir nun Mühe geben, Euch Eueren Brief Punkt für Punkt so zu beantworten,
um Euch alles, was Ihr zu wissen wünschet und verlanget, soviel wie möglich zufrieden
zu stellen.

Ihr könnt meinen letzten Brief unmöglich richtig verstanden haben, daß Ihr mir
schreibt, als hätte ich ein eigenes Haus im Besitz. So viel ich mich richtig erinnere,
so habe ich Euch damals geschrieben, daß ich ein eigenes Haus zu bewohnen habe
nebst einem Stück Garten, welches beides zu meinem monatlichen Arbeitslohn geschlagen
ist, und nun also keinen kleinen Unterschied zwischen eigenen Besitz und
bloß zeitlich überlassenen ausmacht. So glücklich war ich bis jetzt noch nicht, mir ein
Haus kaufen zu können und am wenigsten hier am Ort; es ist in dieser Hinsicht auch
anders als bei Euch, wo man den Käufer in Terminen bezahlen läßt. Der Amerikaner
will aber alles auf einmal. Jedoch ich hoffe, wenn ich einmal meinen Aufenthalt über
kurz oder lang weiter in eine entferntere Gegend verlegt haben werde, umso eher und
leichter zu liegendem Eigentum zu kommen.

An Euch über Religion und Kinderzucht alles ausführlich zu schreiben, wie es in diesem
Lande stehet, so wäre der Raum dieser Blätter für diesen Artikel allein zu klein.
Deswegen will ich mich für das Wissenswürdigste nur in Kürze fassen, um auch Raum
für andere Gegenstände zu lassen.

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